Hattingen. . Am Samstag, 1 Juni, ist Tag der Organspende. Gerd Trieschmann (64) ist zum zweiten Mal an der Dialyse. Er hofft noch einmal auf ein Spenderorgan. Internist rät Patienten, sich auf eine Warteliste setzen zu lassen

Die Wasserflasche auf dem Tisch steht verlockend nahe. Doch obwohl er großen Durst hat, gönnt sich Gerd Trieschmann nur einen kleinen Schluck. Als Nierenkranker muss der 64-Jährige genauestens auf seine tägliche Trinkmenge achten. Zumal er seit drei Jahren wieder zur maschinellen Blutwäsche ins Dialysezentrum am Evangelischen Krankenhaus muss, immerhin acht Jahre hatte er bis dato Ruhe. Nun hofft er, dass „ich noch einmal Glück habe und sich eine neue Spenderniere für mich findet“. Eine zweite Transplantation: Sie wäre für Gerd Trieschmann der Weg zurück in ein „ganz anderes Leben“.

Er denkt im Alltag darüber nur selten nach, doch zwischendurch keimt wieder die Frage auf: Wie lange schaffe ich das so noch? Wie lange hält mein Körper das noch aus?

Drei Mal die Woche für jeweils vier Stunden muss Gerd Trieschmann zurzeit an die Dialyse, und während er vor der ersten Transplantation zwischendurch noch arbeiten ging, spürt er heute, wie sehr die Nierenersatztherapie ihn körperlich auslaugt. Nicht zuletzt auch deshalb hat er sich dazu entschlossen, sich neuerlich auf die Warteliste für eine lebensrettende Spenderniere setzen zu lassen.

Entscheidender Anruf

Anfangs wollte Gerd Trieschmann das nicht, wollte nicht noch einmal auf unbestimmte Zeit darauf warten müssen, dass irgendwann eine passende Niere für ihn gefunden wird. Wobei das jahrelange Warten nicht das Schlimmste gewesen sei, wie er betont. „Am schlimmsten war es, als alle Dialyse-Patienten um mich herum binnen kurzer Zeit erfolgreich transplantiert werden konnten – nur ich nicht.“ Bis er an einem Mai-Tag 2002 frühmorgens zu Hause den entscheidenden Anruf erhielt. Wenige Stunden später hatte er eine funktionstüchtige neue Niere, „das war wirklich ein Glücksgefühl“.

Acht Jahre leistete das Spenderorgan Gerd Trieschmann allerbeste Dienste, dann, früher als üblich, hatte er wieder Probleme: Er lagerte Wasser ein, bis zu 30 Kilo nahm er zu, zwei Mal versuchten es die Ärzte mit einer im Krankenhaus überwachten Entwässerung durch Tabletten. Dann, im Juni 2010, begann seine zweite Dialyse-Phase.

Warteliste

Die Dialyse sei zwar „das einzige Organersatzverfahren, das man über Jahre durchführen kann“, sagt Internist Alexander Czempiel, der das Hattinger Dialysezentrum zusammen mit dem Internisten und Nephrologen Dr. Christoph Heine betreibt. Gleichwohl rät Czempiel jedem Dialyse-Patienten, bei dem dies gesundheitlich möglich ist und der eine Transplantation nicht total ablehnt, sich auf die Warteliste setzen zu lassen: „Die Wartezeit zählt ab dem ersten Dialysetag – auch rückwirkend.“ Für ältere Patienten, so Czempiel, gebe es zudem das Programm „Old for Old“. Nieren von über 65-jährigen Spendern gehen danach grundsätzlich an wartende Patienten derselben Altersgruppe.

Gerd Trieschmann weiß, dass die Transplantationschancen für ihn und andere durch die jüngsten Skandale um manipulierte Wartelisten gesunken sind: „Ganz schlimm, was da passiert ist“, betont er. „Nein, damit hat man uns Betroffenen keinen guten Dienst erwiesen.“ Die Hoffnung auf eine zweite Spenderniere mag der 64-Jährige dennoch nicht aufgeben. Und wenn’s klappt mit der Transplantation, wird er darauf vielleicht sogar einen trinken.