In diesen Tagen sind einer jungen Frau am EvK beide Brüste vorsorglich entfernt worden. Was, so Dr. Karl Schuhmann, in Hattingen „nicht so häufig vorkommt“. Mit dem „Vorbild“ der Schauspielerin Angelina Jolie hatte das aber nichts zu tun. Die Frau hatte auch keinen Gendefekt, der das Risiko, Krebs zu bekommen, auf bis zu 85 Prozent erhöht hätte.

Der weitreichende Eingriff ist eher selten, sagt der Chefarzt der Klinik für Plastische/ Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie am Evangelischen Krankenhaus, der mit anderen Abteilungen im Haus zusammenarbeitet. Die beteiligten Ärzte machen sich einen solchen Schritt nicht leicht. In diesem Fall wurde er unternommen, nachdem andere Möglichkeiten nicht zum Erfolg geführt hatten. Der Angst der Psychia­triepatientin, ein Knoten könnte entarten, war anders nicht mehr beizukommen, der Neurologe hatte diese Angst als nicht mehr behandelbar eingestuft.

Was Operationen angeht, wägen Patienten nach Erfahrung des Arztes in der Regel sorgfältig ab und gehen verantwortungsvoll mit ihrem Körper um. Die anderen landen erst gar nicht „hier in der Klinik“, die längst nicht alle Wünsche erfüllt. Die den Brustumfang nicht auf XXL erweitert, nur weil eine Frau das verlangt. Zumal eine solche Operation in prominenten Einzelfällen schon zum Tod geführt hat. 100 Brust-Operationen finden im Jahr statt an der Hattinger Klinik. Davon, so Dr. Karl Schuhmann, seien 25 reine Schönheits-OPs. Unter den 75 Rekonstruktionen gib es Mischformen. Während eine Körbchenvergrößerung von B auf C unter reine Schönheit fiele, sieht es beispielsweise bei der fehlgebildeten Schlauchbrust, die korrigiert wird, schon anders aus.

Wer den Eindruck hat, Jugendliche legten sich reihenweise unters Messer, wünschen sich zum Geburtstag eine größere Brust oder andere Korrekturen, täuscht sich in Hattingen. „Eine Fehlbildung“ hat Dr. Karl Schuhmann operiert – zwei Wochen vor dem 18. Geburtstag. „In einem solchen Fall muss ich die Patientin nicht drei Jahre leiden lassen und ihr Lebensqualität nehmen.“ Bis 60 Jahre alt sind seine Patientinnen. Der Altersschwerpunkt liegt bei 30- bis 40-Jährigen.