Hattingen. Stefan Melneczuk stellte bei Lesung in der Mayerschen sein neuestes Werk „Schattenland“ und eine schaurige Welt vor.
Ein Kellerverlies. Kälte und Dunkelheit. Ein Mädchen, seit zwei Jahren in Gefangenschaft, geplagt von Angst und Ekel. Mehrere Täter zwingen sie immer wieder in das Zimmer der Schmerzen.
In der Mayerschen Buchhandlung läuft den Zuhörern der Lesung von Stefan Melneczuk (42) ein eiskalter Schauer über den Rücken, als er einen Ausschnitt aus seinem Thriller „Rabenstadt“ (2011) vorliest. Seine Stimme klingt heiser und die Erkältung, die sich der Autor bei einer Radtour im Hattinger Hügelland eingefangen hat, verleiht dem ganzen einen schaurigen Beigeschmack. Seit etwa 15 Jahren hat der hauptberufliche Redakteur nun nicht mehr in Hattingen aus seinen mittlerweile vier Werken vorgelesen – „ich bin einfach viel unterwegs gewesen“, erklärt Stefan Melneczuk. Auch seine neuste Sammlung von Kurzgeschichten „Schattenland“ (2013), bleibt dem düsteren Genre treu und beinhaltet 32 Texte aus den letzten 25 Jahren seines Schriftstellertums. Mit Stephen King als Vorbild schafft es der Autor dabei durchaus, einen Gänsehautfaktor zu erzeugen. Und gerade weil die Schauplätze in den Krimis und Thrillern aus dem Ruhrgebiet stammen, wie etwa der Schulenberger Wald im Krimi „Marterpfahl“ (2007), bekommen die Geschichten eine authentische Wirkung für regionale Leser.
Grusel, Gespenster und Geheimnisse – die Sammlung „Schattenland“ sprüht nur so von dunklen Geschichten. Ein Mann, der immer wieder ein Mädchen im Fensterglas der U-Bahn sieht. Schwarze Haare, schwarzes Ballkleid. Jeden Abend im Tunnel sieht er sie. Wenn er sich umdreht, ist ihr Platz verlassen. Das Mädchen ist tot, doch sie hat den U-Bahn-Tunnel anscheinend nie verlassen. Bald kommt die Stunde, in der auch der Mann kein Glas mehr braucht, um sie zu sehen. Dass die Szenerie in der düsteren Jahreszeit, im November, spielt und das Gespenst nur abends, in der Dunkelheit erscheint, ist wohl kein Zufall – mit diesen Merkmalen macht Melneczuk dem schwarzen Genre alle Ehre.