Hattingen. Wenn Beatrix abdankt und Willem-Alexander übernimmt, schaut Lidwien Göbel in Niederwenigern fern.

„Als Beatrix 1966 einen Deutschen zum Mann nahm, konnte ich das ein Jahr später auch machen“, erzählt Lidwien Göbel und lacht, während sie im gemütlichen Ohrensessel ihres Wohnzimmers in Niederwenigern sitzt und den Kaffee einschenkt. „Nur ich hatte keine Probleme deswegen, auch nicht in der Familie“, sagt die 67-Jährige. Mehr verbindet die gebürtige Eindhovenerin nicht mit der noch amtierenden Oranje-Königin, die heute abdankt und das Zepter an ihren Sohn Prinz Willem-Alexander übergibt. Den wichtigsten Tag der aktuellen niederländischen Geschichte wird sich Lidwien Göbel dennoch nicht entgehen lassen: Ab 10 Uhr kommen Freunde, gibt’s Kaffee sowie selbst gebackenen Kuchen und dann schauen sie niederländisches Fernsehen – Ende offen. „So sehe ich mehr als im Getümmel vor Ort.“

Ihre Wohnung kommt ganz ohne royale Dekoration aus. Kein Foto einer Juliana, einer Beatrix, nicht mal einer Maxima – für die kann sie sich nämlich begeistern. „Bei Ihnen hängt Bundespräsident Gauck auch nicht im Wohnzimmer, oder?“, meint sie und lacht verschmitzt. Vielleicht habe diese Distanz auch damit zu tun, dass sie bereits länger in Deutschland als in den Niederlanden wohnt.

An die Krönung Beatrix’ am 30. April 1980 kann sie sich gut erinnern. „Es flogen Rauchbomben, die Hausbesetzer-Szene in Amsterdam skandierte ,Ohne Wohnung, keine Krönung’ und Polizisten schritten ein“, erzählt Göbel. Das sei sehr traurig gewesen. Umso schöner findet die 67-Jährige es, dass sie nun in Würde geht: „Sie hat dem Königshaus eine andere Richtung gegeben. Ihre Mutter Juliana war volksnah, Beatrix kam eher wie eine Geschäftsfrau rüber.“

Das Glück, Beatrix mal auf ein smakelijkes Mittagessen zu treffen, so wie es Hape Kerkeling im Jahr 1991 versuchte, war ihr leider nicht beschieden.

Als die niederländische Königsfamilie am 15. April 2011 auf Zollverein zu Gast war, da stand auch Lidwien Göbel mit niederländischen Freunden in der winkenden Menge. „Wir haben ,Beatrix, Beatrix’ gerufen“, sagt sie und schüttelt lachend den Kopf: „Bescheuert!“. So recht mag Göbel ihr royales Interesse nicht ausleben.

Und wie gefällt ihr der Thronfolger? „Willem-Alexander macht einen guten, seriösen Eindruck. Die Sympathieträgerin ist aber Maxima, das kommt auch ihm zu Gute.“ ­Mitleid hat sie aber doch: „Er muss einen 25 Kilogramm schweren Hermelin-Mantel tragen, da kann er froh sein, dass er die Krone nicht auch noch aufsetzen muss.“ Woher sie das wisse? Göbel druckst herum, es scheint ihr etwas peinlich zu sein: „Ich schaue samstags immer die niederländische TV-Sendung ,Blaues Blut’, in der über die Adligen berichtet wird.“ Sie läuft leicht rot an.