Hattingen. . Am letzten Wochenende vor dem Rauchverbot machten die Altstadt-Kneipiersnoch einmal ihre Sorgen deutlich und warnten vor einem Kneipensterben
Zu einem abendlichen Kneipenbesuch in gemütlicher Runde gehört für viele die Zigarette ebenso dazu wie ein Bierchen. Doch mit dicker Luft ist jetzt Schluss – in den Hattinger Altstadtkneipen darf vom 1. Mai an nicht mehr geraucht werden. Die Wirte befürchten ein Kneipensterben?
Tanja Vedder von der „Blue Bar“ hat von vielen Rauchern gehört, dass sie künftig daheim bleiben wollen. Bei etwa 90 Prozent rauchenden Stammgästen könnte das einen erheblichen Einbruch bedeuten. „Wenn die Gäste zusammen knobeln oder Fußball schauen, ist es eine Unterbrechung für die Runde, wenn man zum Rauchen vor die Tür geht“, erzählt die gute Freundin des Inhabers. Sie sieht außerdem das Problem der Ruhestörung für die Nachbarn, wenn die Raucher ständig vor der Tür stehen. An der Theke der „Blue Bar“ sitzt Horst Steindorf (75) auf einem Barhocker und hält eine Zigarette in der Hand. „Ich rauche, seit ich 17 Jahre alt bin, und werde mir diesen Zwang nicht antun, vor die Tür zu gehen, vor allem im Winter“, ärgert sich der Stammgast, der demnächst wohl nicht mehr so oft kommen wird.
Heute eine mehr als sonst
Doch auch Nichtraucher können das Gesetz nicht nachvollziehen, wie etwa Marc Schwarze, der auf der Leinwand das Fußballspiel verfolgt. „Man könnte außen an der Tür mit einem Schild kennzeichnen, ob es sich um eine Raucher- oder Nichtraucherkneipe handelt, und jeder könnte frei entscheiden, ob er hineingeht“, so der Fußball-Fan. Besonders weil in Kneipen wie der „Blue Bar“ kein Essen, sondern nur kleine Snacks angeboten werden, ist das Rauchverbot für viele Gäste unverständlich.
Was viele Wirte der Hattinger Altstadtkneipen nun vor ein großes Problem stellt, hat Martin Grewer, Inhaber des „All Inn“, am Krämersdorf bereits gelöst. Er fürchtet durch das Rauchverbot keinen Rückgang der Gäste, da er alle vier Fenstertüren an der Front öffnen kann und sich direkt vor der Kneipe ein kleines Vordach befindet. „So kann man auch bei Regen nur wenige Meter von der Theke entfernt eine Zigarette rauchen“, erklärt er seinen Plan. Aus dem Keller hat Martin Grewer bereits Holztische und Bänke für die Sommer-Saison geholt und auch für den Winter weiß der Wirt eine Lösung: „Ich stelle Heizpilze auf“. Den rauchenden Kneipengästen ist das Problem durchweg bekannt und ein Dorn im Auge.
Zum Trotz wird am letzten Wochenende vor dem Rauchverbot noch einmal kräftig gequalmt – „Ich rauche eine Zigarette mehr als sonst“, so Andreas Stannebein in der „Pinte“.