Hattingen. . Der befürchtete Andrang blieb bislang aus. Allerdings: Die Zahlen sind noch wenig aussagekräftig, warnen Experten.
Die befürchtete Überschwemmung des Arbeitsmarktes aufgrund des doppelten Abiturjahrgangs ist bislang ausgeblieben. Verbände und Gewerkschaften hatten wegen der Vielzahl an diesjährigen Schulabsolventen im Vorfeld Alarm geschlagen, weil - so die Prognose - ein Teil der Ausbildungsplätze fehlen würde.
Zur Halbzeit des Ausbildungsjahres deutet jedoch in Hattingen nichts auf dieses Szenario hin. Seit Oktober haben sich bei der Bundesagentur für Arbeit 247 Schüler gemeldet, die eine Ausbildungsstelle in Hattingen für den Herbst suchen. Das sind trotz des Doppeljahrgangs nur sechs mehr als zum gleichen Stichtag im Vorjahr. „In Hattingen spürt man kaum eine Veränderung“, so Ulrich Brauer von der Arbeitsagentur Hattingen. Im gesamten Bezirk der Arbeitsagentur Hagen, zu der Hattingen gehört, jedoch ist ein Anstieg von 5,4 Prozent zu vermelden: Die Zahl derjenigen, die einen Ausbildungsplatz suchen, ist von etwa 3300 auf 3600 angestiegen. „Viele Abiturienten wollen lieber studieren, ein Freiwilliges Soziales Jahr machen oder erst einmal ins Ausland gehen“, erklärt sich Brauer den verhaltenen Anstieg.
Es meldet sich allerdings nur ein Teil der Schulabgänger bei der Arbeitsagentur. Die Zahlen der Handwerkskammer (HWK) deuten zwar in eine ähnliche Richtung, seien aber nicht überzubewerten. „Es wurden schon vereinzelt Lehrverträge abgeschlossen, vieles ist noch im Fluss“ so Martina Schmidt von der HWK Dortmund. Sie rechnet damit, dass im Laufe der nächsten Monate noch einige Abiturienten für eine Lehrstelle zu gewinnen sind. „Die meisten wollen erst mal ihre Prüfungen bestehen und kümmern sich erst dann um die Zukunft“, vermutet sie.
Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) sind derzeit 30 Ausbildungsverträge für die Region Hattingen verzeichnet. Doch auch diese Zahl ist zum jetzigen Zeitpunkt wenig aussagekräftig. „Viele Betriebe haben noch nicht einmal ausgeschrieben, es ist zu früh im Jahr“, weiß Julia Beuerlein von der IHK Mittleres Ruhrgebiet. Erst ab dem 30. September könne man sinnvolle Vergleiche zum Vorjahr ziehen.
Umgekehrt zeigen die Zahlen, dass die Unternehmen trotz des doppelten Abiturjahrgangs kaum mehr Auszubildende einstellen. In Hattingen sind es sogar weniger. 150 Stellen waren 2012 ausgeschrieben, in diesem Jahr sind es nur 128. Und das, obwohl Verbände, Arbeitsagenturen und Gewerkschaften im Vorfeld appelliert haben, die Chancen des doppelten Jahrgangs zur Sicherung von Fachkräften zu nutzen. Im gesamten Bezirk der Arbeitsagentur gibt es einen Anstieg der Ausbildungsangebote von 2200 auf 2300.