Hattingen. . 61 Prozent der Eltern von Kleinkindern leiden unter Schlafmangel. In der offenen Babysprechstunde werden individuelle Lösungen gesucht.

Schlafmangel belastet Gesundheit und Partnerschaft von Kleinkind-Eltern: Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Emnid im Auftrag der Knappschaft durchgeführt hat. 61 Prozent der Eltern mit Kindern bis zu drei Jahren gaben danach an, zu wenig zu schlafen. 79 Prozent der von Schlafmangel Betroffenen sind erschöpft. Nervosität, Gereiztheit, Kopfschmerzen, Ein- und Durchschlafprobleme sind häufige Folgen. 32 Prozent berichteten von dadurch entstandenen Problemen in der Partnerschaft.

Tatsächlich sind Schlafprobleme bei Babys auch das häufigste Thema in der offenen Babysprechstunde, die die Stadt Hattingen in Kooperation mit dem Eltern-Kind-Zentrum „Krabbelbude“ anbietet. „Manche Kinder schlafen von Anfang an schlecht, andere, die anfangs gut schliefen, haben mit sechs oder acht Monaten Probleme“, so Diplom-Sozialpädagogin Lisa Wich von der „Krabbelbude“, die die Babysprechstunde betreut.

Ob der Schlafmangel die Gesundheit belaste, sei schwer zu sagen: „Nach der Entbindung werden bei Müttern Kräfte frei gesetzt, die kein anderer in der Situation hätte. Erst einmal halten sie sich lange. Irgendwann kann sich dann natürlich die Infektanfälligkeit erhöhen.“

Hilfe suchen

Sie rät betroffenen Eltern, sich helfen zu lassen. „Zum Beispiel von Großeltern, die mit den Kleinen spazieren gehen, dann kann die Mutter mal eine Stunde schlafen oder etwas unternehmen, was ihr gut tut.“ Und sie sagt: „Um sich an die offene Babysprechstunde zu wenden, muss man nicht am Boden zerstört sein. Man kann auch einfach mal nachhören, ob der eigene Plan der richtige ist.“

Bei Problemen sucht sie mit den Eltern individuelle Lösungen. „Ein Rezept, wie Kinder zur Ruhe kommen, gibt es nicht, weil die Bedingungen immer anders sind - und auch Eltern anders sind. Im Gespräch versuchen wir eine Taktik zu finden, wie das Kind in kleinen Schritten das Schlafen lernt.“ Wichtig sei, dass Mütter entschlossen sind, etwas ändern zu wollen. Kinder spürten Unentschlossenheit. „Man muss vermitteln, dass Schlafen etwas Schönes ist.“

Juliane Lubisch vom Fachbereich Jugend, Schule und Sport, Projekt Bündnis für Familie der Stadt ist froh, mit der Babysprechstunde ein niederschwelliges Angebot machen zu können. „Die offenen Babysprechstunden sind gut besucht. Auch das Milchcafé in Zusammenarbeit mit der Hebammenpraxis Luna ist so ein Angebot.“ Denn: Sind Eltern zu sehr belastet, kann zu Gereiztheit führen bis im Extremfall hin zur Kindswohlgefährdung, weiß die Expertin. An sie wenden sich Eltern zumeist, wenn Kinder im Kindergarten oder in der Schule verhaltensauffällig werden. „Kürzlich hatte ich eine Pflegemutter, die berichtete, dass ein Zweijähriges nachts drei bis vier Mal wach wird. Wir versuchen es jetzt mit einer Ernährungsumstellung. Ist so ein Problem da, hat das ja nichts mit einem Kompetenzmangel der Eltern zu tun“, so Lubisch.