Hattingen. . Vor 80 Jahren ließen sich die NSDAP-Funktionäre in Hattingen feiern. Sie hatten allerdings die absolute Mehrheit verpasst. Stadtarchivar Weiß: „So gesehen, ist die Wahl für die Nazis in die Hose gegangen“.
Es war ein triumphaler Einmarsch der Stadtverordneten in das Hattinger Rathaus. Heute vor 80 Jahren, am 28. März 1933, ließen sich die Mitglieder der NSDAP auf dem Weg zu ihrem neuen Arbeitsplatz von den Bürgern feiern. Die vorangegangene Kommunalwahl besiegelte endgültig auch auf lokaler Ebene die nationalsozialistische Machtübernahme. Bei der Wahl zu Stadtvertretung hatte die NSDAP in Hattingen mehr als 47 Prozent der Stimmen erhalten.
Wie das möglich wurde, erklärt Stadtarchivar Thomas Weiß: „Alles war durchorganisiert.“ Schlägertrupps der SA hätten ihre in den vorangegangenen Straßenkämpfen erlernten Fähigkeiten eingesetzt. „Die Methode war es, Strukturen zu zerschlagen und Macht zu demonstrieren.“ Um das zu erreichen, wurden alle SPD-Funktionäre bereits einen Tag vor der Kommunalwahl am 12. März 1933 in so genannte Schutzhaft genommen. „Sie wurden mundtot gemacht“, fasst Thomas Weiß zusammen. Schon im Februar waren die Häuser der kommunistischen Funktionäre in Winz und Baak durchsucht worden.
Dennoch schaffte es die NSDAP bei der Wahl nicht, die absolute Mehrheit zu erreichen. „So gesehen, ist die Wahl für die Nazis in die Hose gegangen. Denn sie dachten, sie räumen total ab“, kommentiert der Stadtarchivar. Einen Unterschied hätte das Ergebnis aber dennoch nicht gemacht. Abgegeben hätten die Nationalsozialisten die Macht nicht.
Sitzverteilung im Stadtrat
So gingen schließlich 13 der 26 Sitze im Stadtrat an die NSDAP. Die SPD erreichte, obwohl alle Funktionäre inhaftiert waren, vier Sitze, ebenso wie die KPD. An das Zentrum gingen drei Sitze und zwei an die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot, die als Helfershelfer der NSDAP auftrat. Deshalb gestaltete sich der Einzug der Stadtverordneten ins Rathaus zu ihrer ersten Sitzung am 28. März 1933 auch als Triumphzug der Nationalsozialisten.
Das historische Foto zeigt die Straßen gefüllt mit Menschen, die den neuen Stadtverordneten zujubeln. Eine der ersten Amtshandlungen des neuen Rates unterstrich die Dominanz zusätzlich, denn noch am selben Tag wurde Adolf Hitler zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
Das selbstbewusste Auftreten der NSDAP in Hattingen zeigte sich schon am Tag vor der Reichstagswahl am 5. März 1933, als bei der abschließenden Wahlkundgebung auf dem Rathausplatz an der Spitze des Rathausturms die Hakenkreuzfahne im Wind flatterte. Im Laufe des Abends war sie unbeobachtet dort angebracht worden.