Hattingen. Für Dr. Ulrich Kampa ist die Verwirtschaftlichung der Medizin ein Problem. Auch für Patienten.

Streiks im öffentlichen Dienst – die Ärzte der Städtischen Kliniken bekommen in diesem Jahr rückwirkend 2,6 Prozent mehr Lohn. Dr. Ulrich Kampa, Oberarzt am Evangelischen Krankenhaus, sieht dies mit Sorge. Denn jede Lohnerhöhung ist auch Grundlage für die Tarifverhandlungen nicht städtischer Krankenhäuser. Die möglichen Kosten werden aber nicht gleichwertig vom Gesundheitswesen finanziert. Die Folge: Einsparungen.

„Das Problem ist, dass ein Krankenhaus mittlerweile wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt werden soll“, sagt Ulrich Kampa.

Die Entwicklung träfe vor allem die Pflegekräfte. Durch die Einsparungen der letzten Jahre müssten sie immer mehr leisten. „Der Beruf wird unattraktiver. Wir bekommen unsere freien Stellen kaum noch besetzt“, sagt Kampa. Die Bezahlung stehe in keinem Verhältnis zur Arbeit. „Die Pflegekräfte erhalten, trotz ihrer wichtigen Aufgaben, nicht genügend Wertschätzung“, erklärt Kampa: „Weder durch ihren Lohn, noch durch die Gesellschaft.“

Kampa fordert deswegen eine offene und ehrliche Diskussion, initiiert von der Politik. „Es muss den Bürgern klar gemacht werden, dass es Folgen hat, wenn wir weniger für unsere Medizin bezahlen“, sagt Kampa. Und fügt an: „Man kann Medizin nicht nur unter finanziellen Gesichtspunkten betrachten.“

Durch das fehlende Personal käme das Menschliche zu kurz. „Auch ein Gespräch kann entscheidend zur Genesung beitragen“, erklärt Kampa: „Alle Bürger müssen deshalb abwägen, was ihnen die Medizin wert ist.“

Momentan hätten alle Krankenhäuser Probleme. Das Evangelische Krankenhaus konnte sich bereits im Jahr 2004 und 2005 nur durch den Verzicht auf das komplette Weihnachtsgeld retten. „Ansonsten hätten wir schon dicht machen müssen“, sagt Kampa.