Nicht revidierbar ist die Entscheidung, ob Reiter ihr Tier später schlachten lassen.In einem Equidenpass werden Entschluss und Medikamentengaben vermerkt
Hattingen. Entsetzt, empört und verunsichert sind viele Hattinger Reiter über den Pferdefleisch-Skandal, auch wenn sie selbst das Schicksal ihrer Tiere in den Händen halten: Ob die Pferde am Ende ihrer Tage eingeschläfert oder zum Schlachter gebracht werden, entscheiden die Besitzer selbst.
„Es ist verpflichtend für jeden Besitzer, einen Equidenpass für das Pferd zu führen. Darin steht die Entscheidung des Besitzers, ob das Pferd geschlachtet werden darf oder nicht“, informiert Amtsveterinär Dr. Peter Richter. „Ist die Entscheidung einmal gefällt, dass ein Pferd nicht geschlachtet werden soll, kann dies nicht mehr geändert werden. Denn Pferde, die geschlachtet werden sollen, dürfen zu ihrer Lebenszeit bestimmte Medikamente nicht verabreicht bekommen. Jede Behandlung durch den Tierarzt muss bei diesen Pferden in den Pass eingetragen werden.“ Verboten ist zum Beispiel das Dopingmittel und Medikament Phenylbutazon – das in einigen falsch deklarierten Lebensmitteln gefunden wurde. „Es wird Pferden gegeben, wenn sie Hufgeschwüre haben oder Entzündungen in den Gelenken.“ Phenylbutazon soll allerdings viele unerwünschte Nebenwirkungen haben, das Blutbild verändert sich, Darmblutungen können eine Folge sein.
Pferdekörper zu Mehl verbrannt
„Die meisten Pferdebesitzer entscheiden sich dafür, das eigene Pferd nicht schlachten zu lassen, sondern es vom Tierarzt einschläfern zu lassen“, weiß Richter. „Die Hattinger Pferde kommen dann in die Tierkörperbeseitigungs-Anlage des Unternehmens Secanim in Lünen. Dort werden die Pferdekörper so stark erhitzt, dass nur noch ein körniges, trockenes Mehl übrig bleibt.“
Während ein Hund oder eine Katze vom Besitzer auf dem eigenen Grundstück begraben werden kann, ist dies bei Pferden keine Möglichkeit. „Begrabungen von Pferden sind ausgeschlossen, das ist verboten. Pferde sind zu groß“, so Richter.
Auf den Hattinger Reiterhöfen ist der Pferdefleisch-Skandal ein Thema. „Das Essverhalten hat sich bei einigen verändert, sie wollen weniger Fleisch essen“, sagt Heike Seidel (45) von der gleichnamigen Reitschule. „Manche Reiter sagen, früher gab es einen Sonntagsbraten, nur einmal in der Woche Fleisch, und sie wollen das wieder einführen.“ Heike Seidel geht es zudem vor allem um den respektvollen Umgang mit Lebewesen: „Es ist mir wichtig, dass ein Tier, bevor es getötet wird, ein gutes Leben hatte und keine Qualen leiden musste, wie es bei der Massentierhaltung leider der Fall ist.“