Hattingen. Sängerin Nica tauscht die Bühne des Eurovision-Songcontest -Vorentscheids gegen die in Hattingen – Session Possible überwindet Genre-Grenzen.

Mit einer schwarzen Lederjacke, Leggins und Stiefeln betritt eine Sängerin die Bühne der Session Possible im Henrichs, von der man meinen könnte, sie wäre ein echter Rockstar. Ein Star, das ist Nica tatsächlich – mit ihrem Duopartner Joe ist sie allerdings im Genre „Klassik trifft Pop“ zu Hause. An diesem Abend hat die Sängerin jedoch ihre eleganten Abendkleider, in denen sie sonst auf den großen Bühnen steht, gegen ein fetziges, lässiges Outfit getauscht – ganz dem Event entsprechend. Denn die Session Possible ist bekannt für musikalische Improvisationen.

Dabei ist es nicht nur das Outfit, das die Sängerin an diesem Abend tauscht – denn vor noch nicht einmal einer Woche stand das Gesangsduo Nica & Joe auf der Bühne der TUI-Arena in Hannover und bewarb sich vor 11 000 Zuschauern für den Eurovision Songcontest in Malmö.

Im Henrichs sind es lediglich 250 Zuschauer, die sich um die kleine, mittige und ebenerdige Bühne gedrängt haben. Es herrscht eine ganz andere Atmosphäre, trotzdem „ist die Stimmung super und die Leute sind auch super“, so Nica mit einem freundlichen Lächeln. Das ist kein Wunder, denn die erfahrene Sängerin schafft es schnell, einen Bezug zum Publikum aufzubauen. Als die Lichter ausgehen und die Gespräche verstummen, richten sich prompt alle Augen gespannt auf Nica – denn seit der zweiten X-Faktor-Staffel, wo das Gesangsduo den dritten Platz belegte, ist die Sängerin durchaus bekannt und beliebt.

Das Nica sich musikalisch nicht nur auf ein Genre festlegt, sondern Grenzen gerne überwindet, zeigt sich deutlich an ihrer Songauswahl. Der Titel „Golden“ ist ein gefühlvolles Soul-Stück, bei dem der zweite Sänger Elliott die Backgroundstimme übernimmt und Veranstalter Wolf Codera die Sängerin mit einem Klarinetten-Solo begleitet. Doch neben Soul und Pop steht auch Rock auf dem Programm.

Denn mit „I Follow Rivers“ von Lykke Li bricht endgültig eine wahrhaftige Party-Stimmung in der alten Industriehalle aus. Keyboarder Andreas Recktenwald sattelt auf ein tragbares Klavier um, schnallt sich das Instrument um den Hals und läuft die Treppen aufwärts zur Galerie, wo er ein spontanes Solo zum Besten gibt. Eine Showeinlage, die Wolf Codera wie folgt erklärt: „Hattingen merkt, was die Musiker können, deshalb ist es hier möglich, auch mal etwas zu riskieren – im Gegensatz zu anderen Orten ist die Stimmung hier wie in einem Jazz-Club.“