Hattingen. Das neue Notfallsanitätergesetz ist umstritten. Es soll Rettungsassistenten erlauben, Medikamente zu verabreichen. In Hattingen funktioniert es auch so.

Das geplante Notfallsanitätergesetz ist umstritten. Rettungsassistenten sollen künftig drei statt zwei Jahre ausgebildet werden. Vor allem aber sollen sie Medikamente spritzen dürfen. Die Bundesärztekammer befürchtet bereits ein Ende des Notarztdienstes. Michael Laubmeister, Rettungsdienst-Leiter des Ennepe-Ruhr-Kreis, und Gerd Simon, Abteilungsleiter des Rettungsdienst Hattingen, sehen die Lage entspannter.

„Eine längere Ausbildung kommt den Patienten zu Gute“, sagt Michael Laubmeister. Außerdem werde das Berufsbild aufgewertet. Die Ärzte kritisieren aber auch einen anderen Punkt. Sie wollen nicht, dass Rettungsassistenten, die nach dem neuen Gesetz künftig Notfallsanitäter heißen, Medikamente spritzen dürfen. Auch eine dreijährige Ausbildung reiche nicht aus, um die Kompetenz eines Arztes zu erlangen.

„Es sollen keine Notärzte-Light ausgebildet und auch keine richtigen Notärzte eingespart werden“, hält Michael Laubmeister dagegen: „Es geht darum, die Sanitäter aus der rechtlichen Grauzone herauszuholen.“

Denn schon jetzt dürfen Rettungsassistenten im Ennepe-Ruhr-Kreis Medikamente verabreichen. „Fünf an der Zahl. Notfallmedikament, die ein Leben retten können“, erklärt Laubmeister. Die Verantwortung für die Verteilung und Gabe dieser Medikamente trägt Laubmeister selbst: „Ich kann bestimmen, welche Medikamente erlaubt sind und bin dafür zuständig, dass die Rettungsassistenten sie verabreichen können.“ Regelmäßige Schulungen und Tests sollen dies sicherstellen.

Es kommt vor, dass nur ein Medikament ein Leben rettet, ein Notarzt aber nicht rechtzeitig kommen kann. Das geplante Gesetz soll Notfallsanitätern deswegen bundesweit die Gabe bestimmter Medikamente erlauben. Die Anzahl wird noch verhandelt.

„Ich glaube, dass es noch dauern wird, bis das neue Gesetz in Kraft tritt“, sagt Gerd Simon. Viele Fragen seien noch offen: „Wie wird das finanziert, und was passiert mit den jetzigen Rettungsassistenten?“ Auch sie müssten zu Notfallsanitätern umgeschult werden.

In Hattingen gebe es zudem wenig Probleme. „Es kommt selten vor, dass in Notsituationen kein Notarzt zur Verfügung steht.“ Das liege auch an den drei Rettungshubschraubern aus Duisburg, Lünen und Köln, die angefordert werden können. Diese sind in erster Linie Reserve-Notärzte und übernehmen den Transport von Schwerverletzten nur zusätzlich. Das wichtigste ist für Simon aber etwas anderes: „Nur wenn die Leute uns vertrauen, rufen sie uns um Hilfe.“