Hattingen. . In der Realschule Grünstraße gibt es eine iPad-Klasse. Kritik am unreflektierten Konsumverhalten steht den Vorteilen des interaktiven Lernens gegenüber.
Seit einem Jahr gibt es in der Realschule Grünstraße eine iPad-Klasse. Die Hattinger Schule ist damit deutschlandweit eine der ersten mit dem Angebot, mit Hilfe der flachen Tablet-Computer zu lernen.
Was fortschrittlich klingt, stößt nicht überall auf Begeisterung. „Hier werden Kinder schon von der Schule her auf diesen Konsum-Marken-Wahn getrimmt“, beschwert sich Bernd Loewe, Vorsitzender des Vereins Hattingen solidarisch, und erklärt: „Ich meine, öffentliche Schulen sollten hier mehr Zurückhaltung üben.“ Schulleiter Manfred Wussow kann die Kritik nicht verstehen: „Man kann nicht die Augen vor dem Gang der Zeit verschließen und neue Geräte aus der Schule verbannen.“
Seit zwei Jahren kommen deshalb die Tablet-PCs in der Realschule Grünstraße zum Einsatz. Im letzten Jahr wurde erstmals eine ganze iPad-Klasse in Stufe 5 gebildet. „Wir haben die Eltern bei der Anmeldung gefragt, ob daran Interesse besteht. Und das war sehr groß“, berichtet Wussow. Und das, obwohl die Geräte selbst bezahlt werden mussten. „Und warum muss es dann die teuerste Marke sein?“, fragt Bernd Loewe. Weil die Firma mit dem Apfel den Tablet-Einsatz an Schulen fördert und Mengenrabatte gibt, rechtfertigt Manfred Wussow. „Das iPad kostet zwischen 350 und 400 Euro.“ Eltern können das Gerät leasen, für 15 bis 20 Euro monatlich über zwei bis drei Jahre, oder sofort kaufen. Und „zur Not kann man auch den Förderverein mit ins Boot holen.“ Die Computer seien zwar in der Anschaffung teurer, aber das Angebot an Programmen am besten und günstig, meint Wussow.
Freiwillig
„Und das alles ist freiwillig“, betont der Schulleiter. Bernd Loewe hält dagegen: Die Freiwilligkeit sei nur vordergründig. Denn auch Schüler, die nicht in eine iPad-Klasse gingen, würden Druck auf die Eltern ausüben. „Das ist ein Prestige-Produkt und indirekt ist es ein Problem der Schule, wenn sie nicht über das Konsumverhalten aufklärt“, meint Loewe. Da die Schüler so jung sind, sieht er Probleme.
Über Suchtgefahren aber klärt die Schule auf: „Wir wollen den Schülern einen adäquaten Umgang mit der Technik beibringen.“ So würde das Tablet im Unterricht verstärkt, aber nicht ausschließlich genutzt. Zum Beispiel in Chemie mit einer App zum Periodensystem oder in Biologie mit einer interaktiven App in der die Anatomie eines Frosches erklärt wird und die das Sezieren des Tieres erspart. Außerdem sei eine Kooperation mit Schulbuchverlagen geplant, die die Materialien elektronisch herausbringen. Gut für den Rücken der Kinder, die dann keine Bücher mehr schleppen müssen.