Hattingen. Die Menschen in Hattingen-Niederwenigern sind erschüttert über die Bluttat an der Jugendherbergstraße. Sie kannten den 51-Jährigen, der seine Frau, seine Tochter und sich selbst tötete, als hilfsbereiten und freundlichen Mann. Auch Tage nach der Tat kommt das Dorf nicht zur Ruhe.

Das Leben geht weiter, die Erschütterung bleibt: Auch einen Tag nach der schrecklichen Bluttat an der Jugendherbergstraße kommt Niederwenigern nicht zur Ruhe. Kamerateams warten vor dem Einfamilienhaus, das nach wie vor mit Flatterband abgesperrt ist; davor sind die ersten Blumen abgelegt worden; das Dorf kennt kein anderes Thema.

"Der erste, der mitangepackt hat"

Der 51-Jährige wird als hilfsbereit und freundlich beschrieben. Er engagierte sich in der evangelischen Gemeinde, „war bei Festen stets der erste, der mitangepackt hat”. Der Familienvater sei ein zugänglicher Mensch gewesen, sagen die Wennischen, „einer, mit dem man sich unterhalten konnte – aber kein Kneipengänger”. Er hat einen Bruder und eine Schwester, sein Vater lebt in Sprockhövel.

Vor 17 Jahren kaufte der Handwerker mit seiner ersten Frau das Haus an der Jugendherbergstraße, verlagerte auch seinen Geschäftssitz dorthin. Doch am Tag des Einzugs beendete sie die Beziehung.

Jahre später lernte er seine zweite Frau kennen, eine Bochumerin, die eine Tochter mit in die Partnerschaft brachte. Das Paar bekam ein zweites Mädchen, heiratete später.

Sie waren glücklich, sagen Nachbarn und Bekannte, liefen oft Händchen haltend durch die Wennischen Straßen. Alles eitel Sonnenschein, denken die meisten.

Gerüchte um Firmen-Probleme und Trennung

In den vergangenen Wochen aber bröckelte das Glück. Die Firma soll in eine finanzielle Schieflage geraten sein, weil die Aufträge fehlten. Und die 39-jährige Ehefrau hat vor einer Woche eine Jugendliebe getroffen. Für diesen Mann wollte sie sich auch von ihrem zweiten Ehepartner wieder trennen.

Der Familienvater hielt das nicht aus. „Und er wollte, dass die gemeinsame Tochter nicht der Frau allein überlassen wird”, erklärte gestern Staatsanwalt Hans-Christian Gutjahr. Am Dienstag erstach er zunächst Frau und Kind, ehe er sich selbst durch einen Messerstich ins Herz tötete. Das ergab die Obduktion gestern.

Für Staatsanwaltschaft ist der Fall beendet

Die 15-Jährige, die die grausame Entdeckung am Dienstagnachmittag machte, wird zurzeit noch im Krankenhaus wegen des Schocks behandelt. Sie geht auf ein Gymnasium in Essen-Überruhr – ihre gesamte Klasse wurde gestern wegen der Bluttat vom Unterricht freigestellt.

Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall durch das Obduktions-Ergebnis beendet. „Es wird lediglich noch das Umfeld abgefragt”, erklärt Gutjahr. „Damit wir ganz sicher gehen können.”

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