Hattingen. . Mit der Aufstellung einer Eröffnungsbilanz hat die Stadtverwaltung jetzt ihr Vermögen nachgezählt.Den größten Wert hat das Schulzentrum Holthausen. Gezählt wurden auch die Straßenbäume: 3206.
Der 1. Januar 2008 war ein bedeutender Tag. Zu diesem Termin hat die Stadt Hattingen ihre Haushaltsführung von der kameralistischen auf die doppische Buchführung umgestellt. So sperrig die Begriffe daherkommen, so kompliziert sind die Verfahren. Fast vier Jahre hat es gedauert, bis die Stadtverwaltung im August 2012 unter Dach und Fach hatte, wozu sie die Haushaltsgesetze des Landes verpflichten: die Vorlage einer Eröffnungsbilanz. Der Wälzer bietet keinen literarischen Lesegenuss, ist aber dennoch spannend. Denn geklärt wird darin auf Euro und Cent, was die Stadt am 1. Januar 2008 wert gewesen ist. Im Ganzen dies: 393 022 175 Euro und 52 Cent. Blättern wir sie auf, die Inventurliste der Stadt Hattingen.
Heizöl ist Umlaufvermögen
Mit rund 384 Millionen Euro macht das Anlagevermögen den dicksten Brocken des Stadt-Besitzes aus. Bei den bebauten Grundstücken erzielen die Schulen die größten Werte. Mit 21,5 Millionen Euro ist das Schulzentrum Holthausen nicht nur die wertvollste Schule, sondern auch mit Abstand das wertvollste städtische Gebäude. Als wertvollstes Verwaltungsgebäude wird das Rathaus mit vergleichsweise geringen 4,6 Millionen Euro ausgewiesen.
Kunstgegenstände wie Bilder durften nach einer gesetzlichen Regelung nur mit einem Erinnerungswert von 1 Euro erfasst werden, auch wenn der tatsächliche künstlerische Wert im Einzelfall sicherlich deutlich höher liegt.
Ein großer Teil des städtischen Vermögens liegt unter der Erde – das Kanalsystem ist rund 190 Kilometer lang und hat einen Wert von rund 53 Millionen Euro.
Eine Bewertung der Straßenbäume ist, wie in anderen Kommunen auch, in Hattingen ebenfalls erfolgt. Zur Wertermittlung wurden zunächst die am häufigsten vorkommenden Baumarten bestimmt. Anschließend erfolgte in einigen repräsentativen Straßen eine Vitalitätsbeurteilung der Bäume, die auf den gesamten Bestand der Straßenbäume übertragen wurde. Der Werte eines vitalen, „mängelfreien“ Straßenbaums bis 15 Jahre („Jungbaum“) beläuft sich auf 1250 Euro, der eines vitalen, „mängelfreien“ Straßenbaums ab 15 Jahren („Altbaum“) auf 2500 Euro. Am Bilanzstichtag 1. Januar 2008 waren 3206 Straßenbäume im Bestand.
Mit 8,4 Millionen Euro markiert das Umlaufvermögen einen minimalen Anteil am Gesamtbetrag. Hierbei handelt es sich um sämtliche Wirtschaftsgüter der Stadt, die zur Veräußerung, zur Verarbeitung oder zum Verbrauch angeschafft oder hergestellt worden sind – wie etwa der Kraftstoffbestand für den Fuhrpark oder Heizölvorräte.
Auf der Passiv-Seite dominieren Schulden die Eröffnungsbilanz. Rund 155,6 Millionen Euro hatte die Stadt 2008 an Verbindlichkeiten aufgetürmt, davon waren 64,8 Millionen Kassenkredite.
Stichtagsbezogene Momentaufnahme
In der Eröffnungsbilanz werden zu einem Stichtag, hier 1. Januar 2008, die Vermögenswerte (Aktiva) sowie die Finanzierung des Vermögens (Passiva) dargestellt. Die Finanzierung kann durch Eigen- oder Fremdkapital erfolgen. Aus der Bilanz sind auch Forderungen und Verbindlichkeiten ablesbar. Die Bilanz ist also eine stichtagsbezogene Momentaufnahme der Vermögens- und Schuldenverhältnisse.
Zunächst wurden die Vermögenswerte sowie die Verbindlichkeiten im Rahmen einer Inventur erfasst. Anschließend erfolgte unter Berücksichtigung des Alters, der Nutzungsdauer sowie des Zustands die Bewertung sämtlicher Vermögensgegenstände.
Die Inventur gestaltet sich aufwendiger und deutlich zeit- und personalintensiver als erwartet. Anders als in einem Supermarkt oder Baumarkt, wo die Waren alle in Regalen oder im Lager liegen und „nur“ gezählt werden müssen, verfügen Städte über unterschiedlichste Vermögensgegenstände, die im gesamten Stadtgebiet verteilt sind. Zu erfassen waren Grundstücke, Gebäude, Einrichtungsgegenstände wie Schreibtische, Bänke, Stühle oder Computer, Straßen ( 180 km), Kanäle (190 km), Maschinen, Fahrzeuge vom Müllfahrzeug bis zum Dienstwagen der Verwaltungsführung, Kunstgegenstände oder Straßenbäume. Mit der Erfassung erfolgte eine Zustandsbeurteilung als Grundlage für die spätere Bewertung der Vermögensgegenstände.