Hattingen. . Peter Maurer engagiert sich nach einem Schlaganfall als Lotse für Menschen mit Behinderungen.

Er war Betriebsratsvorsitzender im Hattinger Walzwerk, später bei den Vereinigten Schmiedewerken (VSG). Er hat die großen Arbeitskämpfe der Henrichshütte hautnah miterlebt, war selbst immer ein Stehaufmännchen. Vielleicht ist es das, was den Wittener Peter Maurer nach einem Schlaganfall wieder auf die Beine gebracht hat und ihn heute als einen von 53 „Lotsen“ in NRW für die Rechte von Behinderten und Kranken streiten lässt.

Er wirkt immer noch ein wenig angeschlagen, der 67-Jährige, den ausgerechnet in einer Kur in Bad Tölz der Schlag traf. „Die Fahrt zur Klinik nach München war viel zu lang“, erinnert sich Maurer, damals 53 Jahre jung. Ein ganzes Jahr sollte ihn das kosten, aber sein Leben hat er behalten. Auch wenn fast alles „weg“ war: die Sprache, das Denken. 14 Tage lag er auf der Intensivstation, es folgten 13 Wochen Anschlussbehandlung. Warum es ihn ausgerechnet in der Kur erwischt hat? „Der Kardiologe meinte, ich könnte die Ruhe nicht vertragen.“

Vielleicht ist er auch deshalb irgendwann wieder zur Arbeit gegangen, obwohl die Kollege meinten, er sei bekloppt und könne doch auch in Rente gehen. Es wäre nicht nur wegen der Bezüge schwierig geworden. Nur noch zu Hause sitzen? Nein, das war nichts für den Arbeitskämpfer aus der Stahlindustrie. Er fand langsam zurück ins Leben, hat sich „selbst aus der Tiefe gezogen“, wie er es heute nennt. Über seine Krankheit mit Widersprüchen und Klagen bei Versorgungsämtern hat er einen dicken Aktenordner angelegt. Es ging um die Anerkennung seines Schwerbehindertengrades.

Maurer weiß, wie es ist, wenn man um seine Ansprüche kämpfen muss, wenn es um Paragrafen und offizielle Schreiben geht. „Die Krankenkasse wollte mich zum Rentner auf Zeit machen“, sagt er. „Erwerbsunfähigkeit auf Zeit“ - praktisch bedeutet es, dass ein anderer Kostenträger hätte einspringen müssen. Maurer: „Die wollten das Krankengeld nicht mehr bezahlen.“

Nicht zuletzt mit Hilfe der IG Metall hat er seine Interessen durchgeboxt. Sicherlich kein typischer Fall, da sich der Gewerkschafter nicht nur mit dem Betriebsverfassungsgesetz gut auskennt. Irgendwann wollte er sein Wissen, seine Erfahrungen als Kranker, der mit dem ein oder anderen Amtsträger zu kämpfen hat, auch anderen zugute kommen lassen. Da kam das Projekt „Lotsen für Menschen mit Behinderung“ des NRW-Sozialministeriums gerade recht. Es qualifiziert Maurer und 52 Gleichgesinnte, andere durch den Behördendschungel zu lotsen: Kranke, Behinderte, Menschen, die schwer angeschlagen sind und trotzdem oft genug ihre Ansprüche kämpfen müssen.

„Ich will den Betroffenen den Weg aufzeigen, gehen müssen sie ihn selbst“, sagt Maurer. Er begleitet Hilfesuchende zu Ämtern, füllt mit ihnen Anträge aus, ermuntert sie: „Jetzt geht’s zum Rathaus, jetzt ins Sozialamt.“ Er sei wohl ein Stück weiter als die anderen Lotsen, meint der Wittener. „Weil ich das alles am eigenen Leib erlebt habe.“