Hattingen. Seit Jahresanfang gibt es keine Praxisgebühr mehr. Nicht nur Allgemeinmediziner haben im Januar viel zu tun, auch beim Augenarzt herrscht Hochbetrieb.
Alles wird teurer. Wirklich alles? Nein. Seit dem 1. Januar dieses Jahres müssen Patienten keine Praxisgebühr mehr bezahlen. Zwar sollten sie nach wie vor eine Überweisung vom Hausarzt mitbringen, wenn sie sich zum Besuch eines Facharztes entschließen, aber die Praxisgebühr, die Patienten davon abhalten sollte auf eigene Faust einen Facharzt aufzusuchen, wurde wieder abgeschafft. Wir wollten wissen, ob diese Ersparnis dazu führt, dass jetzt mehr Patienten in den Wartezimmern der Arztpraxen sitzen als noch im letzten Jahr.
„Es ist voll im Wartezimmer“, sagt Gudrun Stengel, die sich in der Praxis ihrer Mannes Harald Stengel, Praktischer Arzt in Welper, um die Terminvergabe kümmert. „Aber Anfang Januar ist immer viel los“, fügt sie hinzu. Die meisten kämen mit Erkältungskrankheiten. Immerhin: Die Grippewelle sei noch nicht angekommen. Das bestätigt auch Kinderarzt Dr. Peter Stoll. Für Patienten unter 18 Jahren musste auch bisher schon keine Praxisgebühr bezahlt werden. Genug Arbeit gibt es trotzdem für Dr. Stoll, denn viele seiner jungen Patientinnen und Patienten litten derzeit an Magen-Darm-Infekten.
Richtig viel zu tun hat Augenarzt Dr. Wilhelm Henning, der mit zwei weiteren Augenärzten eine Gemeinschaftspraxis betreibt: „Ich merke nur, dass es irre voll ist.“ Aber mit dem Wegfall der Praxisgebühr habe das eher nichts zu tun, meint der Mediziner. Ursache für den Andrang sei viel mehr die „hoch ansteckende Augengrippe“, die zur Zeit grassiert. „Unsere Patienten haben sich auch vorher nicht von der Praxisgebühr abschrecken lassen“, sagt Dr. Henning. Sie seien auch vorher schon ohne Überweisung gekommen. „Die Überweisungen für die anderen Ärzte haben sie sich dann hier geben lassen“, erklärt er.
Trotzdem sieht der Arzt im Wegfall der Gebühr eine deutliche Verbesserung für die Arbeitssituation „Das war ja ein Riesenaufwand die Praxisgebühr zu verwalten und Patienten, die nicht bezahlt haben, zu mahnen“, begründet Dr. Henning seine Meinung.
Deutlich gemütlicher als bei Augenärzten oder Allgemeinmedizinern, bei denen jahreszeitbedingt im Moment besonders viel gehustet und geschnieft wird, geht es aktuell im Wartezimmer von Zahnarzt Walery Kaminiski in Winz-Baak zu. „Die Abschaffung der Praxisgebühr macht sich nicht bemerkbar, eher im Gegenteil“, beschriebt Dr. Kaminski die Situation in seinem Warteraum. Im Vergleich zum Vorjahr habe er in diesem Januar bisher deutlich weniger Patienten.