Der Hattinger Harald Siepermann ist ein gefragter Figuren-Zeichner. Gemeinsam mit Herman van Veen erfand er Alfred J. Kwak. Zudem arbeitet er seit mehr als 20 Jahren für Filmstudios in Hollywood

Zeichnung: SiepermannHarald Siepermann arbeitet noch ganz klassisch mit Papier und Bleistift.
Zeichnung: SiepermannHarald Siepermann arbeitet noch ganz klassisch mit Papier und Bleistift. © WAZ

Mit dem Dschungelbuch beginnt seine Geschichte. Seit Harald Siepermann als Sechsjähriger den berühmten Disney-Film im Kino sah, ist er von Mogli, Balu und Co. nicht mehr losgekommen. Die quirligen Trickfilm-Figuren faszinierten ihn von Anfang an. Heute, 40 Jahre später, ist Siepermann ein gefragter Charakter-Designer, entwirft Figuren für Comics und Trickfilme. Der Drache Mushu aus "Mulan" etwa oder auch einige Charaktere aus "Tarzan" stammen aus seiner Feder.

Doch wenn der 46-jährige Hattinger, der heute in hamburg lebt, seinen persönlichen Favoriten nennen soll, fällt ihm vor allem eine Figur ein: Alfred J. Kwak. "Da bin ich dicht dran", sagt er, "das ist ein Stück Ich." Geboren wurde die kleine, gelbe Ente ("Warum bin ich so fröhlich?"), als Siepermann den niederländischen Liedermacher Herman van Veen auf dessen Tournee begleitete. Zunächst als Bildergeschichte konzipiert, wurde Alfred Jodocus Kwak bald zur Hauptfigur einer erfolgreichen Fernsehserie (Erstausstrahlung 1989).

An solch eine Karriere mochte Harald Siepermann nach seinem Abitur freilich noch nicht denken. Illustrator wollte er werden und studierte an der Essener Folkwang Hochschule. "Da bin ich dann unter die Trickfilmer geraten", erinnert er sich. "Dann ging es viel, viel schneller als erwartet." Nach dem Studium gründete er ein Studio für Storyboards, in dem er Vorlagen für Filme und Werbesendungen zeichnete.

Zu einem Schlüsselereignis kam es Mitte der 80er Jahre: In London traf Siepermann auf Richard Williams, einem Spezialisten für die Kombination aus Real- und Trickfilm. Dass Williams gerade mit Steven Spielberg über den Film "Who framed Roger Rabbit?" (Falsches Spiel mit Roger Rabbit) verhandelte, darf man wirklich als Zufall bezeichnen. Und plötzlich saß Siepermann bei dieser Produktion mit im Boot. Oder anders formuliert: "Über Nacht bin ich in Hollywood gelandet."

An die Zeit an der amerikanischen Westküste denkt er immer noch gern zurück. Dort zu arbeiten, sei einfach toll - "der Himmel auf Erden", so Harald Siepermann. "Man ist hinter den Kulissen, man kriegt ganz viel mit." Was sicherlich auch daran liegt, dass er schon früh in die Filmprojekte mit eingebunden ist. Wenn er eine Figur entwickle, dann immer im Dialog mit Regisseur und Produzent. So war es bei Hawkens aus "Der Schatzplanet", so war es auch bei Mushu ("Mulan") oder Weazle ("Roger Rabbit").

Bis heute ist Harald Siepermann für die großen Filmstudios tätig. Allerdings erledigt er die Aufträge von Hamburg aus, wo er seit zehn Jahren lebt. "Als Charakter-Designer kann man das auch von zuhause gut machen", findet er. Zwar benutzt Siepermann für seine Figuren zu 90 Prozent noch Papier und Bleistift, ansonsten greift er aber auf die moderne Technik zurück: Vor allem per E-Mail hält er den Kontakt nach Hollywood.

Wie er es so weit geschafft hat? "Es ist natürlich viel, viel Glück dabei", sagt er, "aber auch das entsprechende Talent." Und schließlich: eine gehörige Portion Fleiß.