Hattingen. . Für Jürgen Schwiese stand schon nach dem Aus für sein Kaufhaus fest: „Wir kommen zurück.“

„Wir wussten, wir kommen zurück.“ Jürgen Schwiese und seine Frau Marlies sind Hattinger durch und durch. Und sie sind Kaufleute aus Leidenschaft. So passt es, dass Schwieses hier ein eigenes Kaufhaus betrieben – bis 2007. Doch trotz der Schließung, so ganz hat das Paar Hattingen nie den Rücken gekehrt. Im Gegenteil, haben sich Jürgen und Marlies Schwiese ein neues Standbein in „ihrer“ Stadt aufgebaut.

„Keine zehn Meter von hier wurde ich geboren. So schließt sich der Kreis“, sagt Jürgen Schwiese und deutet aus der Tür des Geschäfts am Steinhagen. Seit fast drei Jahren gibt es hier wieder einen Laden unter dem Namen Schwiese: Hautnah – Konzept Schwiese. Und die Kunden haben das Ehepaar nicht vergessen, das einst das Kaufhaus an der oberen Heggerstraße betrieb. „Wir haben immer wieder Kunden, die feststellen: ‘Sie sind ja wieder da’“, freut sich Jürgen Schwiese. Die Hattinger scheinen ihn vermisst zu haben. Und auch er ist mit ganzem Herzen in dieser Stadt verwurzelt. „Es war sehr schwer damals das Kaufhaus zu schließen“, erklärt er.

Und trotz des tränenreichen Abschieds, einige Kunden haben den Schwieses die Schließung übel genommen. „Ich habe beim Einkaufen eine Kundin getroffen und die sagte: ‘Mit Ihnen rede ich nicht. Sie haben das Kaufhaus in Hattingen zu gemacht’“, erzählt Marlies Schwiese schmunzelnd. Aber ihr Mann stellt sofort klar, dass die Entscheidung alles andere als leicht war. Über allem schwebte die große Unbekannte, was in Hattingen mit dem Bau des Reschop Carrés passiert. Dazu kam das Interesse des Händlers Vögele an der Kaufhausimmobilie. „Wir hätten mit unserem Sortiment keine Chance gehabt. Da mussten wir wirtschaftlich denken“, erklärt sich Jürgen Schwiese und unterstreicht: „Wir sind diesen Schritt nicht gern gegangen. Dort steckte viel Herzblut drin und unsere Töchter sind quasi in dem Kaufhaus aufgewachsen.“

Gern erinnert er sich an die enge Bindung zu den Kunden und auch zu den Mitarbeitern. Und nicht nur erstere haben jetzt im Wäschegeschäft der Schwieses eine neue Anlaufstelle gefunden. „Eine Mitarbeiterin – ausgebildete Wäscheverkäuferin – hat nach der Schließung des Kaufhauses nur einen Job an der Kasse gefunden. Als klar war, dass wir unseren Laden am Steinhagen eröffnen, sind wir zu ihr an die Kasse gegangen und haben gesagt: ‘Du kannst kündigen. Wir haben einen Job für dich.’“ Ein bewegender Moment für alle, erinnern sich Jürgen und Marlies Schwiese.

Inzwischen hat sich Jürgen Schwiese in die Arbeit mit Hautnah gestürzt, nachdem das zweite Kaufhaus, das er in Warendorf betrieb, ebenfalls schließen musste. „Der Vermieter hat uns gekündigt und wir mussten Anfang 2012 raus“, bedauert er. Aber nichts tun ist nichts für den agilen Kaufmann. Er stürzte sich in die Planungen für eine weitere Filiale Hautnah. Die eröffnete im Sommer in Beckum. Und auch ein dritter Laden spukt schon durch die Köpfe der Eheleute. Ein ganzes Kaufhaus kommt für sie aber nicht mehr in Frage. Nur ein Wermutstropfen bleibt: „Rückblickend war die Entscheidung richtig, das Kaufhaus zu schließen. Aber mit Blick auf das Carré heute – wir hätten auch weiter machen können.“