Hattingen. Golf 6 GTI nach zwei Raten im Internet verkauft. Landgericht: Erst Job suchen, dann Auto kaufen.

Auf der Rampe stand er, draußen vor dem Autohaus, der Golf 6 GTI. Nach zehn Jahren hinter Gittern und drei Wochen in Freiheit fiel der begehrliche Blick des Hattingers (46) im November 2011 auf den Wagen. Er schaffte es, ihn zu erwerben, finanziert von der Volkswagen-Bank. Nach zwei Raten bot er ihn im Internet an. Kassierte 19 000 Euro und der „Käufer“ guckte in die Röhre, der Fahrzeug-Brief lag schließlich bei der Bank. „Betrug“ urteilte am 25. April das Hattinger Amtsgericht und schickte den 46-Jährigen erneut für 14 Monate ins Gefängnis.

Der ging in Berufung, hatte am Mittwoch seinen Prozess vor der XIII. Essener Berufungskammer. Bewährung wollte der vorbestrafte Mann. Doch da war er an die Falschen geraten, das machte Richter Dr. Peter Wilfinger unmissverständlich klar. Der Hattinger verstand und nahm die Berufung zurück.

Die Rockergruppe Bandidos sei an allem Schuld gewesen sein. Denn, so erzählt der Angeklagte, die sollen ein Darlehen in Höhe von 20 000 Euro zurück verlangt haben, das sie ihm Jahre zuvor gewährt hätten. Aus Angst habe er den Golf verkauft und den Bandidos das Geld gegeben.

Richter Wilfinger interessierte besonders, wieso man sich als Arbeitsloser – mit Einkünften von 914 Euro – ein derart teures Auto kauft, für das monatliche Raten von 381,92 Euro fällig sind. „Konnten Sie mit dem Wagen auch fahren“, fragte der Richter eher ironisch und wies auf die Benzinkosten hin.

„Bekannte haben mir geholfen“, sagte der Angeklagte und räumte ein, über die tatsächlichen Kosten habe er vorher „nicht nachgedacht“. Er habe außerdem auf Arbeit gehofft, sagt er weiter. „Und warum nicht erst einen Job suchen und dann einen GTI kaufen“, möchte Wilfinger wissen. Der 46-Jährige bleibt die Antwort schuldig. „Ich habe das Gefühl“, so der Richter, „dass der Wagen schon mit Blick auf den Verkauf erworben wurde.“