Hattingen. . Der Hattinger Stefan Kahnert ist 18, Bufdi und bald Student an der Berliner Charité. Das DRK setzt ihn als Ausbilder in Erster Hilfe ein. Viel Zeit hat er inzwischen in Qualifikationskurse gesteckt, um seiner neuen Tätigkeit gewachsen zu sein. Doch bloße Theorie kommt für ihn nicht infrage.

Wer den Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) leistet, sammelt wertvolle und erdende menschliche Erfahrungen, ist jedoch meist in rein ausführender Funktion tätig. Stefan Kahnert nicht. Er darf ausbilden, und zwar Erwachsene in Erster Hilfe. Der Bezug zur angewandten Medizin liegt in der Familie. ­„Meine Mutter ist Hausärztin, bei uns lagen immer medizinische Fachzeitschriften herum.“

Für ein theorielastiges Medizinstudium konnte der Hattinger sich lange Zeit nicht begeistern. Für ihn war klar, dass zwischen Schul- und Uni-Theorie etwas Praktisches sein musste. Als es mit dem Bufdi im Rettungsdienst aber nichts wurde, weil der 18-Jährige keine zwölf Monate Fahrpraxis vorweisen kann, las er auf der Internetseite bundesfreiwilligendienst.de von der Erste-Hilfe-Ausbildung.

80-stündiges Seminar als Vorbereitung zum Ausbilder

„Wir haben das schon mal mit einem Zivi gemacht und damit gute Erfahrungen gesammelt“, erzählt der Wattenscheider DRK-Vorsitzende Thorsten Junker. „Als wir dann Anfang Januar Post bekamen, in der sich Stefan gezielt auf diese Tätigkeit bewarb, haben wir diese Gelegenheit genutzt und ihn vor Antritt des Dienstes in einem 80-stündigen Lehrgang in Münster zum Ausbilder ausbilden lassen.“

Kahnert hatte vorher an der Seite erfahrener Ausbilder hospitiert. Der Lehrgang habe nach nur zwei Tagen didaktischer Theorie von jedem eine Lehrprobe verlangt. Sein Thema sei „Bewusstlosigkeit“ gewesen, sagt Kahnert.

Von diesem praktischen Lehrgang habe er vor allem mitgenommen, „dass nur erzählen nichts bringt. Man bringt direkt den Verbandkasten mit, öffnet ihn, zeigt und erklärt und spricht damit mehrere Sinne zugleich an.“ Das Ansprechen und Betreuen seien als obere Prioritäten gelehrt worden. Die Ausbilder in spe seien darauf vorbereitet worden, ihren Erste-Hilfe-Schülern vor allem die Scheu vor dem Anfassen und vor dem Eingreifen überhaupt zu nehmen. „Wenn jemand diese Schwelle erst überwunden hat, dann ist das, was er tut, meist auch logisch und richtig“, sagt Thorsten Junker.

Bis Ende Januar beim DRK Wattenscheid

Der Hattinger habe den Lehrgang mit gutem Ergebnis abgeschlossen, sagt Junker, er sei daher sofort voll einsatzfähig gewesen. Zwölf Kurse, schätzt Kahnert, habe er schon seit August durchgeführt, bis Ende Januar bleibt er dem Wattenscheider DRK erhalten. Dann geht er studieren an die Berliner Charité, die ein praxisorientierteres Medizinstudium anbietet, in dem die Studenten sehr früh Patientenkontakt haben. „Fast wie ein duales Studium“, sagt Kahnert. Der Nebenjob ist ihm schon ziemlich sicher.