Hattingen. Aus seiner Zeit als Chef der Jungen Union ist Lars Lubisch als rechter Lautsprecher in Erinnerung. Dann wurde es ruhig um ihn. Der 28-Jährige sitzt im Kreistag und schreibt an seiner Doktorarbeit.



Samstag, 19. September 2009, 19 Uhr, Gymnasium Waldstraße. Es ist der Tag, als Sahra Wagenknecht durch die Hintertür und die Mauer mit Verspätung kommt. Schon im Vorfeld hat der örtliche Auftritt jener Aktivistin und Vorzeigefrau der Linkspartei für heftigen Schlagabtausch gesorgt. Mittendrin: Lars Lubisch, Chef der Jungen Union Hattingen. Seine JU wie auch die Jungen Liberalen wollen die „Extremistin mit ihren demokratiefeindlichen Thesen“ in dieser Stadt nicht sehen. Bernd Zielmann, Fraktionschef der Linken im Stadtrat, schimpft zurück: „Der von der Leine gelassene Jungmob von CDU und FDP zeigt zum wiederholten Male, dass er mit Demokratie nichts zu schaffen hat.“

Am Tag des Wagenknecht-Auftritts steht Lars Lubisch vor dem Gymnasium Waldstraße wieder in vorderster Linie. Verteilt Flugblätter. Diskutiert über die DDR. Und ist froh, als doch noch die Mauer kommt – ein Protest-Transparent mit zwei Metern Berliner Mauer.

Nicht ohne Antiplagiats-Software

Mittwoch, 17. Oktober 2012, 15 Uhr, WAZ/WR-Redaktion. Lars Lubisch sitzt entspannt am Konferenztisch – und plaudert über Fußnoten. Aus den Schlagzeilen ist er verschwunden. Was macht eigentlich Lars Lubisch? Antwort: sein juristisches Referendariat und seine Doktorarbeit. Womit wir wieder in der aktuellen Politik sind. Bei Dr. Annette Schavan, der Bundesbildungsministerin, und den Plagiatsvorwürfen gegen sie. „Der Fall zeigt, wie sehr man aufpassen muss, dass alles korrekt ist, auch auf Jahrzehnte hinaus“, meint Lubisch. Der 28-Jährige hat Rechtswissenschaften studiert, 2010 sein Examen an der Ruhr-Uni gemacht. Es folgten zwei Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Arbeitsrecht. Seit Mai 2012 ist er Referendar am Landgericht Bochum und schreibt seine Dissertation zu Ende. 200 Seiten hat die Arbeit. Und mehr als 1600 Fußnoten. Schavan lässt grüßen. Lubisch räumt ein, dass ihn das Thema Guttenberg und Co. Zeit kostet. Eine Antiplagiats-Software will er kaufen. Vier Wochen rechnet er ein, um alle Fußnoten zu prüfen.

Apropos Zeit: Für die Politik hat Lars Lubisch nicht mehr viel. „Der Beruf geht vor“, sagt der Christdemokrat. Also hat er die Chefposten bei der Jungen Union Hattingen (2004 bis 2010) und bei der Jungen Union EN (2010 bis 2012) abgegeben. Und sich auf ein neues, aber einziges Politikfeld gewagt: den Kreistag. Seit 2009 vertritt er Hattingen in Schwelm. „Spannend“ findet Lubisch sein Wirken im Schul- und im Bauausschuss. „Zielgerichtet“ seine Zusammenarbeit etwa mit Rainer Bovermann (SPD) in Schulfragen. Nur: „Alles zusammen ist eine 60-Stunden-Woche. Da muss man Prioritäten setzen.“