Hattingen. Beerdigungen im Wandel der Zeit: Inzwischen ist immer mehr Skurriles im Angebot wie Asche im Diamanten oder Naturbestattungen vom Helikopter aus.
Der eigene Tod ist für die meisten Menschen ein Thema, das sie lieber so weit wie möglich von sich schieben. „Nur etwa 20 Prozent der Menschen in Deutschland haben für ihren Todesfall vorgesorgt“, sagt Roman Vosskühler (37), Inhaber des Familienunternehmens Vosskühler Bestattungen in dritter Generation. In Spanien seien es dagegen etwa 70 Prozent der Bevölkerung, die sich rechtzeitig Gedanken machen. Es geht dabei längst nicht nur um die Entscheidung: Erdbestattung oder Urnenbeisetzung. Inzwischen gibt es eine Vielzahl verschiedener Bestattungsmöglichkeiten und damit auch ein weites Preisspektrum.
Von Seebestattungen und Naturbestattungen in den Schweizer Bergen oder in einem spanischen Orangenhain über Luftbestattungen, bei denen die Asche vom Flugzeug, Helikopter oder Heißluftballon aus in der Luft verstreut wird, bis hin zur Weltraumbestattung oder der Variante, die Überreste des Verstorbenen in einen Diamanten zu pressen. Allerdings gelten in Deutschland strenge Regeln. So gibt es etwa einen Friedhofszwang.
Bei Seebestattungen ist das kein Problem, erklärt Vosskühler: „Die See ist als Grab ausgewiesen.“ Bei Luftbestattungen hingegen dürfe die Asche nicht einfach irgendwo ausgeschüttet werden, sondern zum Beispiel über einem speziellen Waldgebiet in Süddeutschland, das als Friedhof ausgewiesen ist.
Sehr skeptisch sieht Vosskühler die Sache Sache mit dem Diamanten. Denn zum einen werde da nur ein kleiner Teil der Asche tatsächlich in den synthetischen Diamanten gepresst und der Rest in der Schweiz. wo man die Diamanten bearbeiten lassen kann, anonym beerdigt. Andererseits zahle man für einen Diamanten, der vielleicht 200 oder 300 Euro wert sei, am Ende 4000 Euro.
Auch zur Weltraum-Bestattung hat er eine Meinung: „Zum Glück hat noch nie jemand gefragt“. Organisieren würde er sie trotzdem.
Vosskühler rät von ungewöhnlichen Varianten jedoch ab: „Ich bin der Meinung, die Leute brauchen einen Anlaufpunkt, einen Ort, an dem sie trauern können.“
Aber er sagt auch: „Der Trend geht zum pflegeleichten Grab.“ Aber auch das kann einen festen Ort haben, ein Kolumbarium etwa. Oder ein Rasengrab, das von der Stadt oder der Gemeinde gepflegt wird. Eine weitere Variante ist die Waldbestattung im Ruheforst Philippshöhe in Hagen, wo auch eine namentliche Kennzeichnung des Grabes möglich ist.
Der Preis des Todes?
Der Preis für eine Beerdigung umfasst eine Vielzahl von Entscheidungen und Kostenfaktoren.
Beerdigen oder verbrennen? Im ersten Fall sind meist Sarg und Grab teurer, doch auch für die Verbrennung fallen Kosten an.
Kommen zum Kaffeetrinken zehn oder 200 Gäste?
Eine Sargauflage kann 120 Euro kosten, aber es gibt auch Menschen, die wollen, dass der komplette Sarg mit exotischen Orchideen bedeckt wird. Dann steigt der Preis kräftig an.
Wie groß soll der Grabstein sein, aus welchem Material? Ist ein Trauerredner gewünscht? Und auch die Wahl des Grabes und des Friedhofs spielt für den Gesamtpreis eine erhebliche Rolle.
„Die billigste Beerdigung ist eine anonyme Urnenbeisetzung in Bochum“, sagt Bestattungs-Unternehmer Roman Vosskühler. Ohne Trauerfeier koste sie etwa 1700 Euro. Der normale Preis für einen Urnenbeisetzung liege in Hattingen bei etwa 3500 Euro und für eine Erdbestattung rechnet Vosskühler normalerweise mit 4000 bis 5000 Euro. Nach oben sei beim Preis allerdings kaum eine Grenze zu setzen, es komme ganz auf die Wünsche des Verstorbenen und der Angehörigen an.
Ein Sarg zum Beispiel kann von 550 Euro für die Feuerbestattung oder knapp tausend für einen günstigen Eichensarg für die Erdbestattung bis hin zu 10 000 Euro für ein Designer-Exemplar kosten. Normal sei ein Preis um 1500 Euro. Meist werden bei Erdbestattungen Särge aus Eiche, Kirschbaum, Esche oder Mahagoni verwendet.
„Der Sarg dient dazu, dass der Körper des Verstorbenen sich auflöst. Das passiert in zehn bis 15 Jahren“, erklärt Vosskühler. „Der Sarg soll erst zerfallen, wenn nur noch Knochen da sind.“ Denn anders als von vielen befürchtet, würde der Leichnam nicht von Würmern zerfressen werden – die gebe es so tief unter der Erde auch gar nicht.
Sparen beim Sparverein
Ein Wahlgrab auf dem Ev. Friedhof an der Bredenscheider Straße kostet genauso viel wie auf städtischen Friedhöfen: 1200 Euro. Dazu kommen die Bestattungsgebühren, die auf den städtischen Friedhöfen deutlich höher sind. Insgesamt werden es bei der Stadt 2163 Euro, bei der ev. Gemeinde 1785 Euro.
Die Ruhefrist auf dem städtischen Friedhof beträgt nach Erdbestattungen 25 Jahre, auf dem Ev. Friedhof sind es 30 Jahre. „Grund dafür ist der lehmhaltige Boden und die dadurch geringe Lüftung“, erklärt Silvia Schulte von der Friedhofsverwaltung.
Günstiger ist der Kauf eines Grabes auf dem privaten Friedhof des Elfringhauser Sparvereins. „Den haben unsere Vor-Vorfahren gegründet, weil sie vorher immer zu Fuß nach Hattingen laufen mussten“, erzählt Wilfried Buschmann. Für Nicht-Gemeindemitglieder kostet der Kauf eines Grabes für 25 Jahre 420 Euro, für Gemeindemitglieder sogar nur 260 Euro. Hinzu kommen sechs Euro Instandhaltungskosten pro Jahr.
Weil es eine Vielzahl möglicher Begräbnisse gibt – vom Wahlgrab über das Reihengrab (bei dem eine Verlängerung nicht möglich ist) bis zum Kolumbarium – bieten die Ev. Gemeinden St. Georg, Johannes und Winz-Baak im Haus der Kirche, Kirchplatz 19, jederzeit Auskunft, Beratung und Friedhofs-Führungen an.
Die katholische Pfarrei St. Peter und Paul möchte die Friedhofsgebühren ihrer Gemeinde nicht in der Zeitung lesen.