Hattingen. Ein Ausflug in die herbstliche Pflanzenwelt auf dem Gelände des Industriemuseums. Die Hattinger Zeitung begleitet Birgit Ehses und Karl-Benno Park.
Die roten Früchte der Wildrose, als Hagebutten bekannt, leuchten im Sonnenschein, der frische Wind wirbelt bunte Blätter und reife Samen über das ehemalige Hüttengelände. Viele Tiere ziehen sich in ihr Winterquartier zurück – es kehrt Ruhe ein, die Natur macht offensichtlich Pause. „Auch während der kalten Jahreszeit gibt es jede Menge zu entdecken und zu erforschen“, weiß Diplom-Geografin Birgit Ehses, die Schulklassen, Vereine und Privatpersonen seit Jahren bei der „Grünen Werkstatt“ in die Wunder der Natur einführt. Gemeinsam mit Karl-Benno Park vom Industriemuseum Henrichshütte zeigt sie der Hattinger Zeitung die herbstliche Pflanzenwelt.
Unterschiedliche Pflanzen haben auf dem ehemaligen Industriegelände neue Lebensräume erobert. Ihre Samen gelangten häufig mit dem Wind auf das Gelände, aber auch Tiere, Menschen und Eisenbahnwaggons dienten als Transportmittel. „Die Samen haben das perfekte Transport-Unternehmen gebildet“, sagt die Freiberuflerin.
Mit Lupen übers Gelände
Mit Lupen gewappnet marschiert Ehses zielsicher über das Gelände, das sie wie ihre Westentasche kennt, und macht an einer Versuchsfläche Halt. Schutt und Schlacke, Mutterboden, Sand und Koks sind in einem abgegrenzten Bereich nebeneinander aufgeschüttet und sich selbst überlassen worden. Die Natur hat es sich nicht nehmen lassen, sich auf den unterschiedlichen Böden niederzulassen und auszubreiten. „Die in den Fruchtkapseln der Nachtkerzen enthaltenen Samen sind sehr wertvoll“, so die Expertin. „Aus 10 000 Samen kann ein Gramm hochwertiges Öl gewonnen werden. Auch Hautcreme, beispielsweise gegen Neurodermitis, kann man aus ihnen herstellen.“
Auch Oregano wächst hier
Auch Oregano, sonst eher im Mittelmeerraum zu finden, fasst auf dem trockenen Boden Fuß. Johanniskraut und Wilde Möhre, ein Elternteil der Gartenmöhre und Karotte, verbreiten sich auf dem Mutterboden. Das Afrikanische Greiskraut blüht jetzt im Herbst zum zweiten Mal gelb und leuchtend auf. „Die Pflanze ist den klimatischen Bedingungen angepasst, hat aber noch den afrikanischen Rhythmus inne und ist eine der letzten Pflanzen, die bis in den Dezember hinein Blüte trägt“, erklärt Birgit Ehses.
Schlacke bietet dem Gewächs mit dem Namen Bittersüßer Nachtschatten optimale Bedingungen. „Früher wurden die Beeren von den Menschen eingenommen, um sich in einen Rauschzustand zu versetzen. Nachts führte die Einnahme allerdings zu bösen Alpträumen, daher der Name“.