Hattingen. Metzger und Bäcker im Ennepe-Ruhr-Kreis warnen vor steigenden Lebensmittelpreisen. Bei höheren Stromkosten würden Verbraucher doppelt belastet.

Die Energiewende macht nicht nur den Strom teurer; auch bei Lebensmitteln droht ein Preisanstieg, wenn Bäcker und Metzger wachsende Kosten an Kunden weitergeben.

Fleischermeister Christoph Ranft schwant Böses. „Wenn die EEG-Umlage auf mehr als fünf Cent angehoben wird, muss ich meine Preise um sechs bis zehn Prozent erhöhen“, sagt der 28-Jährige. „Der Verbraucher wird doppelt belastet.“

Er spricht vielen Handwerksbetrieben aus der Seele. „Die großen Industriebetriebe sind von dem EEG-Zuschlag befreit“, ärgert er sich. „Da heißt es, die sind sonst am Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig.“ Ranft fragt sich, wie er in der heimischen Region wettbewerbsfähig bleiben soll.

1000 Euro Mehrkosten hat er für seinen Betrieb errechnet, wenn die EEG-Umlage auf fünf Cent pro Kilowattstunde verteuert wird. „Wir brauchen die Gerätschaften, um Wurst zu machen“, sagt er und erklärt den stromintensiven Produktionsablauf: im Fleischwolf die grobe Zerkleinerung, im Cutter die feine, dann folgen Füllmaschine und Brühkessel oder Rauch. Außerdem betreibt er Kühlmaschinen bei zwei Grad Celsius, hinzu kommen die Beleuchtung und die gesetzlich vorgeschriebene Klimaanlage in den Räumen. „Der Stromzähler zeigt 58 000 Kilowattstunden im Jahr.“

Das läppert sich, und die Cent-Beträge türmen sich zum Kostenfaktor auf. Für einen Privathaushalt soll sich der Strom um 50 Euro im Jahr verteuern. „Ja“, sagt Christoph Ranft, „aber wenn dann die Lebensmittel um 70, 80 oder 100 Euro teurer werden, ist der Verbraucher doppelt belastet.“

Das alles hat der junge Fleischermeister auch einem Team von der Fernsehsendung „Wiso“ erzählt, die am Montag im ZDF ausgestrahlt wurde.

Muss also der Verbraucher die Kosten der Energiewende nicht nur über den Stromverbrauch, sondern auch mit seinem täglichen Brot und der Wurst darauf bezahlen? Die Verbraucherzentralen fordern, die Regierung müsse eingreifen, um das zu verhindern. Auch Christoph Ranft, der den Atomausstieg begrüßt, spricht sich für eine Gesetzesänderung aus, damit die Lasten gerechter verteilt werden. „Die Atomkraftwerke, die noch laufen, sind doch alle abgeschrieben“, sagt er. Die Betreiber „machen jetzt richtig Reibach.“ Die sollten „sich nicht die Taschen voll machen, sondern in Erneuerbare Energien investieren“.