Hattingen. . Ausstellung „Sieben Todsünden“ im Alten Rathaus
Blutige Wut, Wollust, Neid oder Gefräßigkeit: Künstler Andreas Noßmann (50) stellt auf seinen Bildern die dunkelsten Seiten, die tiefsten Abgründe der nackten Menschen dar. Düster, schaurig und teilweise ekelerregend sind seine Zeichnungen, zeigen Gewalt, Krankheit, Schmerz und den Tod – schön sind sie wahrlich nicht, aber spannend.
Die Zeichnungen erzählen Geschichten, machen Andeutungen, kritisieren und hinterfragen – die Gesellschaft, das Leben. Bis zum 30. November sind die 21 lavierten Federzeichnungen von Noßmann in der Ausstellung „Ansichten eines Moralisten. Gezeichnete Aphorismen“ im Alten Rathaus zu sehen. Das Bild „Hass“ zeigt Jesus – der bereits brutal ans Kreuz genagelt – auf dem Boden liegt und ein geschändetes oder verwestes Gesicht hat. Augen und Mund sind nicht zu erkennen, die Haut hängt wie Fetzen oder Lappen herab. Ein fettes Schwein leckt nach diesem entstellten, zerstörten Gesicht. Neben der zerstochenen Hand Jesus liegt ein toter Goldfisch auf der Seite, in dessen Auge ebenfalls ein dicker Nagel steckt. In der Mitte des Bildes steht ein dämonisches Wesen, mit spitzen Zähnen – der Tod. Die Farben wählt Noßmann bewusst, setzt Akzente. Von dem dominierenden Grau und Schwarz setzt sich in dem Bild „Hass“ das Orange des Goldfisches, die helle Haut des dicken Schweins und das rote Blut von Jesus und seinem Lendenschurz ab. Der Künstler selbst sagt: „Hass ist sicherlich das tiefgreifendste und auch gefährlichste Gefühl, was Menschen überkommen kann und einen schnell an den Rand des Abgrundes der menschlichen Seele treibt. Ganze Gesellschaften, Staaten oder Religionen zu hassen, war und ist die Saat der meisten blutigen Auseinandersetzungen, im Großen wie im Kleinem, ist Basis für Vertreibung und Genozid, welche sich auch mit ,Vergeltung’ und oder stupider ,Rachsucht’ weiter anstacheln lassen.“
Christiane Nicolai, die Vorsitzende des Kunstvereins: „Wir wollen alle Seiten der Kunst zeigen, dazu gehört auch die düstere Seite.“ Worauf sie in der Ausstellung aufmerksam macht: „In jedem Bild ist eine Fratze. Wenn man einmal eine gefunden hat, sucht man immer wieder nach weitern.“ Noßmann, in Hilden geboren, studierte an der Uni Wuppertal „Kommunikationsdesign“ mit dem Schwerpunkt „Freie Grafik“ und „Malerei“.