Hattingen. . Seit sieben Jahren erweitert der ehrenamtliche Verein den öffentlichen Nahverkehrund sorgt besonders bei den Älteren für mehr Mobilität.

Wie das Leben in Hattingen ohne den Bürgerbus aussehen würde? „Das möchte ich mir gar nicht vorstellen“, sagt Heinz Jüttendonk, der bei dem 2004 gegründeten Bürgerbusverein für die Geschäftsführung zuständig ist. Im ersten Jahr sei man nur damit beschäftigt gewesen Werbesponsoren zu suchen und die Fahrstrecke zu planen. „Im Februar war es dann soweit. Der erste Bürgerbus war auf Hattingens Straßen unterwegs“, erinnert sich Jüttendonk. Zunächst sei der Bus in ländlicheren Gegenden unterwegs gewesen. Doch die Fahrgäste blieben aus. „Erst als wir die Linie mehr in die Innenstadt verlegt haben, stieg die Nachfrage nach dem Bürgerbus“, sagt Rolf-Peter Buchholz, der seit 2012 Vorsitzender des Vereins ist. Waren es 2005 noch 4026 Fahrgäste im ganzen Jahr, befördert der umgebaute Mercedes Sprinter mit seinen acht Sitzen, heute monatlich im Schnitt 1200 Hattinger.

Ein Grund für den Erfolg sei der demografische Wandel, meint Buchholz. „Die Menschen werden immer älter, viele verkaufen im Alter ihre Autos. Der Bürgerbus ist bei vielen beliebter als die Busse der Verkehrsunternehmen.“ Denn: Er ist nicht nur Transportmittel, sondern auch sozialer Treffpunkt. „Es ist ein sehr vertrauter, fast familiärer Umgang zwischen den 18 ehrenamtlichen Fahrern und den Fahrgästen. Man kennt sich.

30 000 Kilometer jährlich

Auch wenn der Bürgerbus mit seinen Preisen von 1,50 Euro für ein Einzelticket einen Konkurrenten für Bogestra und VER darstellt, sei das Verhältnis zu ihnen sehr gut. Ein Gesetz für Bürgerbusvereine schreibe ohnehin vor, dass der Bürgerbus nur auf den Straßen verkehren dürfe, auf denen der ÖPNV nicht fährt. So komme man sich auch nicht in die Quere. Knapp 30 000 Kilometer legt der Bus jährlich zwischen Homberg und Lindenstraße zurück. Dass dies überhaupt möglich sei, verdanke man unter anderem den zahlkräftigen Sponsoren, ohne die es gar nicht funktionieren würde, sagt Jüttendonk. Aber mindestens genau so wichtig seien die 165 Vereinsmitglieder und die ehrenamtlichen Fahrer. Mehr als 3000 Arbeitsstunden seien im vergangenen Jahr zusammen gekommen. „Auf unsere Fahrer können wir uns wirklich einhundertprozentig verlassen“, sagt Jüttendonk. Kein einziger Unfall sei in den sieben Jahren zu verzeichnen gewesen. Dass die meisten Fahrer selbst schon im Rentenalter seien, sei kein Problem. „Wir achten darauf, dass unsere Fahrer jedes Jahr zur medizinischen Untersuchung gehen.“

Dass es trotz steigenden Bedarfs keine kommerziellen Unternehmen gibt, die sich auf den Transport von älteren Menschen spezialisiert haben, wundert den Vorsitzenden Buchholz wenig. „So etwas wie ein Bürgerbus funktioniert nur durch ehrenamtliche Unterstützung.“ Natürlich sei es ein interessantes Geschäftsmodell, Kunden seien schließlich genügend da. Nur finanziell sei es wohl nicht umsetzbar. „Wir könnten unseren Fahrern nicht einmal den Mindestlohn zahlen“, sagt Buchholz. Nur durch das Ehrenamt könne man seit 2005 immer die gleichen Preise gewährleisten. Für die Zukunft wünschen sich Rolf-Peter Buchholz und Heinz Jüttendonk noch ein paar mehr Fahrer. „Auch wenn wir 18 haben, da kann immer mal einer ausfallen.“