Hattingen. . 1938 gab es im Steinhagen neun Bäcker, Metzger und Lebensmittelhändler – 2012 gibt es nur noch einen Bäcker.

Der Lohgerber August Küpper ließ 1895 an der Ecke Steinhagen/St.-Georg-Straße die Gaststätte Niedereichholz abreißen und 1900 auf jenem Grundstück einen viergeschossigen Neubau im Jugendstil-Charakter errichten. Von den Balkonen seines Prachtbaus schaute man auf den Steinhagen, der Zwiebelturm ragte in den Himmel. Zur gleichen Zeit wurden daran anschließend weitere Geschäftshäuser in unterschiedlicher Größe und Höhe, ferner ohne durchgehende Fluchtlinie erstellt. Hier waren der Gastwirt August Meetschen in der Stadtschenke und die Kaufleute Metzger Pöthen, Hutmacher Blumeroth, Gastwirt Willy Pohl „Zur Altstadt“ und Bäckerei Stöckerhoff sowie im Hause Nr. 20 das Textilhaus J. Steinfeld ansässig. Im Jahr 1920 konnte Steinfelds Nachfolger, Salomon Urias, sein Geschäft erweitern, nachdem das Haus Nr. 22, die Gaststätte Vorberg, abgerissen war.

1960 wurde bekannt, dass diese relativ junge Häuserzeile im Zuge der Stadt- und Flächensanierung zusammen mit den Fachwerkbauten am Flachsmarkt und der Wasserstraße durch Neubauten ersetzt werden sollte. Die Hattinger sprachen sich gegen eine Flächensanierung und für eine Objektsanierung aus. Doch schon bald standen die Neubauten da und auf der linken Straßenseite des Steinhagens glänzten die alten Fachwerkhäuser in frischem Schiefer. Zudem ergänzten mehrere Bäume den Bereich. Aus der einstigen Haupteinkaufsstraße ist schnell eine verkehrsfreie Fußgängerzone geworden, sie ist attraktiv, beliebt und belebt.

Lange vor diesen Änderungen war infolge der allgemeinen Verkehrszunahme die Erweiterung der Straßenkreuzung an der B 51 erforderlich. Dazu musste das Bergmannsche Haus weichen. Das große Fachwerkhaus an der Ecke Steinhagen – Wilhelmstraße, jetzt Martin-Luther-Straße, war Ende des 18. Jahrhunderts errichtet und wurde 1958 zerlegt. Der Hattinger Architekt Erich Kley hatte die Idee, die Balken des Obergeschosses auf dem Vereinsgelände des Tennisclubs an der Waldstraße wieder aufzubauen. Sein Plan wurde zunächst belächelt, aber trotz der anfänglichen Skepsis konnte bald Richtfest des neuen Clubhauses gefeiert werden.

Die historische Stelle des ursprünglichen Steinhagentores ist durch moderne Kunst neu definiert worden. Seit 2003 symbolisiert eine Stahlkonstruktion den mittelalterlichen Zugang. Das Kunstwerk lagert beiderseits auf breiten Elementen auf der alten Stadtmauer.