Hattingen. . Eltern müssen dafür sorgen, dass ihre Kinder zur Schule gehen. Bei besonderen Fällen wie einer Auslandsadoption oder Mutter-Kind-Kur genehmigt die Schule längere Ferien.
Wer hartnäckig die Schule schwänzt muss damit rechnen, von einem Vertreter des Ordnungsamtes ins Klassenzimmer begleitet zu werden. Das ist heute allerdings die absolute Seltenheit. „Es kommt so gut wie nicht vor.“ Woran es liegt, kann Susanne Wegemann vom Presseamt der Stadt nicht sagen.
Vor einigen Jahren habe es eine Handvoll Fälle gegeben. Es seien aber nie viele gewesen. Manfred Wussow liegt also wohl richtig mit seiner Einschätzung, dass in Hattingen in dieser Hinsicht noch „heile Welt“ herrscht. Was nicht bedeutet, dass er noch nicht mit dem Thema zu tun hatte.
Eltern wissen, dass ihre Kinder nicht Schule schwänzen dürfen. Sie bekommen in Briefen die Konsequenzen aufgezeigt. Trotzdem starten die einen früher in die Ferien, die anderen kommen später zurück. Und dann gibt es noch die Jugendlichen, die keinen Bock mehr auf Schule haben und im Bett bleiben. Die Schulschwänzer im klassischen Sinn.
Bußgeldverfahren
Bei Eltern, die kein ärztliches Attest für Krankheit vorlegen können und Ferien eigenmächtig verlängern, leitet die Realschule Grünstraße ein Bußgeldverfahren ein. Im letzten Halbjahr gab es zwei Fälle. In Ausnahmen wird Abwesenheit zur Schulzeit genehmigt. „Wir hatten vor kurzem eine Auslandsadoption. Da konnte ich nicht nein sagen“, erklärt Wussow.
Vor den Sommerferien sei ein Kind nur zur ersten Stunde gekommen und dann mit den Eltern in den Urlaub geflogen. Der Flug habe kurzfristig umgebucht werden müssen. Heißt es, das Kind sei krank, Mitschüler berichten aber etwas anderes, versucht die Schule dem auf den Grund zu gehen, forscht nach, ruft an. Krankheit oder Flugzeugverspätung müssten belegt werden.
In Dortmund hatte ein Vater „das Flugzeug verpasst, weil der Taxifahrer nicht schnell genug fuhr“. Schon im Jahr zuvor sei der Mann aufgefallen. In einem anderen Fall dürfen Kinder dagegen die Herbstferien um eine Woche verlängern, weil sie mit der Mutter zur Kur fahren. „Es ist wichtig, die Gesundheit zu erhalten“, so Wussow.
Probleme mit Alkohol
Notorische Schulschwänzer hat die Realschule nicht. Vor zwei Jahren gab es einen, er hat inzwischen die Schule verlassen. Aus seiner Zeit in Dortmund hatte Wussow mit einer alleinerziehenden Mutter zu tun, die mit dem Jugendlichen nicht fertig wurde. Selbst mit Hilfe eines Nachbarn kriegte sie ihn nicht aus dem Bett. Als Konrektor in Hagen war er mit einer Mutter konfrontiert, die Probleme mit Alkohol hatte. Das Kind musste auf jüngere Geschwister aufpassen.
Nach dem ersten Mahnschreiben kommt ein zweites mit dem Hinweis für die Eltern, sie müssten dafür sorgen, dass ihr Kind zur Schule kommt. Im dritten Brief steht dann, dass ein Bußgeldverfahren eingeleitet sei. Manchmal plädiert Wussow dafür, diesen Denkzettel dem Schüler selbst zu verpassen und ihn das Geld zahlen zu lassen. Tut er’s nicht, gibt es Sozialstunden.