Hattingen/Sprockhövel. .
Das Stroh hinter den Käfiggittern raschelt, neugierige Blicke verfolgen den Betrachter, während kleine Kaninchennasen aufgeregt an den Handflächen schnuppern.
Die Hügellandschau des Rassekaninchenzuchtvereins W 541 Stüter lockte am Wochenende Züchter und Aussteller in die Bürgerbegegnungsstätte Niederstüter. Die eigens für die Veranstaltung angereisten Preisrichter nahmen mehr als 100 Zuchtkaninchen unter die Lupe und bewerteten unter anderem die Fellfarbe der Tiere, aber auch den Pflegezustand.
Der Züchter aus Leidenschaft
Für Jürgen Vogelbruch hat die Kaninchenzucht eine lange Tradition – bereits als Schulkind sei der Vorsitzende des W 541 Stüter durch seinen Großvater ins Vereinsleben eingetaucht. Die Faszination Kaninchenzucht sieht Vogelbruch in der Liebe zum Tier – „aber auch die Freude am Vereinsleben und der sportliche Ehrgeiz zählen für mich dazu“, so der Kaninchen-Freund. Die Liebe zum Tier habe jedoch Grenzen: „Natürlich baut man eine Bindung zu den Kaninchen auf, aber bei mehr als 40 Tieren ist diese nicht so eng wie bei einem Haustier.“ Namen haben Vogelbruchs Kaninchen daher nicht.
„Schlachten könnte ich meine Tiere aber trotzdem nicht“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Für ihn zählt allen voran die Kunst des Züchtens. „Als Züchter muss man sich damit beschäftigen, welche Merkmale der einzelnen Tiere wie zusammenpassen und weitervererbt werden“, beschreibt der Kaninchen-Experte seine langjährige Erfahrung. Trotz der Begeisterung für diese Kunst, sei die Zucht ein zeitintensives Hobby. Die Erfolge bei Schauen der Kaninchenzuchtvereine entschädigen jedoch für großen Aufwand und geopferte Freizeit.
Der Nachwuchs
Die Kaninchenzucht ist keine Frage des Alters – Jung und Alt haben gleichermaßen ihre Freude an der hohen Kunst am Tier. Tobias Vogelbruch ist 22 Jahre alt und bereits seit frühester Kindheit Experte, wenn es um die Haltung, Pflege und Zucht der Tiere geht. „Ich habe mit sechs Jahren angefangen, mich für die Kaninchenzucht zu interessieren“, erinnert sich der Informatikstudent – kein Wunder, neben seinem Vater Jürgen Vogelbruch züchtet auch seine Mutter erfolgreich Kaninchen, sein jüngerer Bruder Matthias zählt wie er selbst zum Vereinsnachwuchs.
Mit seinem exotischen Hobby erregt Tobias Vogelbruch nicht selten großes Aufsehen im Gespräch mit Gleichaltrigen. „Mit der Kaninchenzucht weiß nicht jeder etwas anzufangen“, weiß der 22-Jährige aus Erfahrung, aber: „Oft wecke ich mit dem Thema auch Interesse.“ Tobias Vogelbruch und sein Bruder Matthias sind kein Einzelfall, wie Vater Jürgen Vogelbruch betont. „Viele Nachwuchszüchter finden uns über das Internet“, so der Vereinsvorsitzende. Die jungen Züchter könnten im Verein von den erfahrenen lernen.
Der Gewinner
Gelassen liegt der Kleinchinchilla- Rammler im Stroh, der Trubel um ihn herum ist vorbei. Ruhig hebt und senkt sich die Kaninchennase beim Atmen, während sich das Tier unter den Blicken seiner Beobachter im Käfig streckt. Die Bezeichnung „sehr gut“ ziert ein Schild am Gitter – mit Bestnote hat das Jungtier der Familie Vogelbruch die Hügellandschau gewonnen. Für seinen Auftritt vor den Preisrichtern musste der Rammler in den vergangenen Tagen einiges an Pflege über sich ergehen lassen: Die Krallen wurden gestutzt, das Fell gesäubert. Die Experten bewerten die Tiere nach verschiedenen Kriterien wie Gewicht, Körperform und Bauch, Fellhaar, Rassemerkmale oder Pflegezustand.
Die Vorbereitung auf den großen Tag hat sich für den Kleinchinchilla der Vogelbruchs gelohnt – Das Kaninchen wird in allen Punkten mit „sehr gut“ bewertet. Für die Tiere sei eine Schau wie diese natürlich immer mit Stress verbunden, weiß Jürgen Vogelbruch: „Die Kaninchen sind seit Donnerstag in der Begegnungsstätte und werden am Sonntag abtransportiert.“ Nach anfänglicher Unruhe haben sich die Ausstellungstiere mittlerweile an die neue Situation gewöhnt. „Wir sind froh, dass es an diesem Wochenende nicht so warm ist, das wäre für die Kaninchen zu viel geworden“, zeigt sich Vogelbruch erleichtert. Sein Sieger-Chinchilla scheint von Aufregung und Erfolg jedenfalls nichts mitzubekommen.