Hattingen. Alterserkrankung ist Thema in unserer Stadt: Demografischer Wandel schlägt besonders in Welper zu.
„Hattingen altert extrem und wird künftig noch älter“, bringt Birgit Sindern-Steimel ein zunehmendes Problem unserer Stadt auf den Punkt. Durch den demografischen Wandel werden die Hattinger immer älter, während es junge Menschen dagegen oft in die umliegenden Städte zieht. „Aus diesem Grund ist auch die Alterserkrankung Demenz ein großes Thema in Hattingen“, erklärt die Sozialpädagogin und Wohnraumberaterin der Wohnungswirtschaft Gartenstadt Hüttenau.
Gemeinsam mit dem Demenz Service Zentrum Ruhr und dem Kompetenz-Netzwerk Demenz, aber auch Angehörigen und Pflegenden informierten Vertreter der Gartenstadt Hüttenau daher gestern auf dem Marktplatz in Welper über Krankheitsbild, Leben und Wohnen mit der Erkrankung. „Demenz unter dem Schirm des Quartiers“ lautete das Motto des Aktionstages im Stadtteil. „Wir möchten mit den Menschen persönlich ins Gespräch kommen und mit ihnen über Demenz sprechen“, erklärt Maria-Elisabeth Warnecke vom Kompetenz Netzwerk Demenz die Hintergrundidee der Veranstaltung.
Dementiell erkrankte Menschen müssten auf mehr Akzeptanz in der Gesellschaft stoßen, denn Demenz könne jeden treffen. „Betroffene sitzen neben uns in der Eisdiele, stehen vor uns an der Kasse oder wohnen im Nachbarhaus“, weiß Warnecke: „Diese Menschen brauchen Hilfe.“ Die erhalten sie in vielen Fällen durch Angehörige, was jedoch häufig eine große körperliche, aber auch emotionale Belastung für die Pflegenden darstellt. „Man muss viel Geduld haben“, beschreibt eine Betroffene die Situation. Seit einiger Zeit pflegt sie ihren an Demenz erkrankten Ehemann: „Er ist dankbar für jeden Handgriff, aber es ist oft schwierig und anstrengend.“
Demenz trägt man nicht allein
Aus diesem Grund erhält sie bei der Pflege ihres Mannes Unterstützung durch einen Pflegedienst und empfindet die helfenden Hände als Entlastung. „Demenz trägt man nicht allein“, betont Wolfgang Wessels vom Demenz Service Zentrum Ruhr und hebt die verschiedenen Hilfsmöglichkeiten und Anlaufstellen für Erkrankte und Angehörige hervor. Neben der Seniorenbetreuung der Gartenstadt Hüttenau und ambulanten Pflegediensten bietet das Emmy-Krupp-Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt eine stationäre Betreuung im Stadtteil.
„Gerade in Welper treffen wir mit dem Thema Demenz ins Schwarze“, so Wessels. In diesem Stadtteil sei der Altersdurchschnitt durch die vielen ehemaligen Beschäftigten der Henrichshütte höher als in anderen Stadtteilen – und damit auch die Zahl der dementiell Erkrankten. Auf diese Entwicklung reagiert auch die Gartenstadt Hüttenau.
„Wir verfügen insgesamt über etwa 1200 Wohnungen, in denen größtenteils Senioren leben“, so Birgit Sindern-Steimel – rund die Hälfte der Wohnungen liegen in Welper.
Langes selbstständiges Wohnen
„Der Altersdurchschnitt unserer Bewohner liegt in diesem Stadtteil bei 63 Jahren“, unterstreicht die Sozialpädagogin das hohe Alter der Mieter. 127 Welperaner Mieter haben die 80 Jahre bereits überschritten. „Durch das steigende Alter nimmt auch der Beratungs- und Handlungsbedarf zu, wenn es um Demenz geht“, weiß Birgit Sindern-Steimel aus langjähriger Erfahrung, denn: „Die Senioren wollen und sollen möglichst lange selbstständig in der eigenen Wohnung leben können.“ Um das zu gewährleisten, organisiert die Genossenschaft bei Bedarf Beratungsgespräche, stellt Kontakte zu Ärzten her oder hilft bei persönlichen Angelegenheiten.
Aber auch aufmerksame und hilfsbereite Nachbarn sind gefragt, da sich Betroffene nach der Diagnose häufig aus der Gesellschaft zurückziehen. „In einigen Wohnungen bieten wir für Senioren daher ebenfalls ein betreutes Wohnen an“, ergänzt Sindern-Steimel.