Hattingen. Die Parkinson Selbsthilfegruppe Hattingen informiert über „Telemedizin“.
Es klingt wie aus einem Zukunftsfilm. Statt seinen Patienten in der Praxis zu untersuchen, stellt der Arzt seine Diagnosen per Video. Der Patient muss sich nicht einmal aus seinen eigenen vier Wänden herausbewegen.
Doch so fern sie klingt, ist die Videodiagnose gar nicht. Viele Mediziner wenden die so genannte „Telemedizin“ bereits heute an. Besonders bei Parkinson-Patienten habe sich das Verfahren bewährt. Entwickelt wurde die ambulante Video-Begleitung von der Medizinischen Videobeobachtungs GmbH (MVB), deren Geschäftsführer Wolfgang Spickermann am Mittwoch um 15 Uhr im St. Josef-Altenheim an der Brandstraße einen Vortrag hält (Eintritt ist frei). Die Idee, die hinter der Telemedizin steckt, ist es den Parkinson-Patienten in seiner gewohnten Umgebung bei gewöhnlichen Tätigkeiten beobachten zu können. Die Patienten sollen aktiv demonstrieren können, wo sie Probleme haben. „Eine Patientin zeigte uns beispielsweise vor der Kamera, dass ihr das Salatschneiden Schwierigkeiten bereitet“, so Spickermann.
Die Technik sei einfach gehalten. Der Patient bekomme für vier Wochen eine Kamera, mit der er sich im Alltag filmen soll. Nach der Aufnahme werden die Bilddaten über eine spezielle Netzverbindung an den behandelnden Neurologen geschickt. Zeitgleich könnten Parkinson-Experten diese Bilder einsehen und zu Rate gezogen werden. Anhand der Filmmitschnitte wird die Wirkung der Medikamente, die der Patient bereits erhält, beurteilt und gegebenenfalls eine Änderung der Dosis oder des Wirkstoffs vorgenommen. Auch die Befürchtung mancher Patienten den persönlichen Kontakt zu ihrem Arzt zu verlieren, hätten sich nicht bestätigt. So beschreibt Wolfgang Spickermann, dass Nutzer des Video-Systems eher das Gefühl gehabt hätten, den Arzt ständig an ihrer Seite zu haben. Hinzu kommt, dass die Behandlung zu 100 Prozent von allen großen Krankenkassen übernommen werde.
Heinz Offermanns von der Parkinson-Selbsthilfegruppe Hattingen ist überzeugt von der Telemedizin. „Die Betroffenen müssen nicht für langwierige Untersuchungen ins Krankenhaus. Das ist der Vorteil. Der Patient bleibt in seiner gewohnten Umgebung.“ Da es so viele verschiedene Erscheinungsformen von Parkinson gebe, sei es für die Ärzte nicht leicht die Medikamente optimal einzustellen. „Ein großer Fortschritt“, so Offermanns.