Hattingen. Bei Nutzung, Entwicklung und Effizienz ist Hattingen im Vergleich top.
Besser geht’s nicht, wenn sich Hattingen mit seinesgleichen misst in NRW-Städten zwischen 50 000 und 100 000 Einwohnern. Dreimal ist die Stadtbibliothek bei einer Untersuchung für den Bibliotheks-Index der Bertelsmann-Stiftung in die Top-Gruppe vorgestoßen und hat damit drei Sterne ergattert – in den Bereichen Nutzung, Entwicklung und Effizienz. Nur bei den Angeboten ist sie Durchschnitt, was einen halben Stern bringt.
Die Schlusslichter in einer Sparte gehen sternenlos nach Hause. In Witten leuchtet kein einziger Stern am Lesehimmel. Womit die Nachbarstadt das absolute Schlusslicht bildet, während in Dinslaken, Gladbeck, Herten, Hilden und Langenfeld dreieinhalb Sterne leuchten. Langenfeld ist ebenfalls beim Angebot nur durchschnittlich, die anderen Städte mit dreieinhalb Sternen schwächeln woanders.
Manchmal bedeutet Stärke an einer Stelle auch Schwäche an einer anderen. Weshalb das Angebot der neuen, modernen Bibliothek im Reschop Carré nur durchschnittlich bewertet wird, hat Büchereileiter Bernd Jeucken noch nicht bis ins Detail herausgefunden. Er kann sich vorstellen, dass es auch mit der relativ geringen Personalstärke zu tun hat. Woanders sind mehr Kräfte im Einsatz. Dafür punkten die 8,5 Stellen in anderen Bereichen – etwa bei der Effizienz. „Da kommt uns das zugute.“ Mit relativ wenig Personal werde viel erreicht.
Nicht nur NRW- sondern bundesweit zähle Hattingen zu den wirtschaftlichsten Bibliotheken. Mit 40 Wochenstunden sei besonders lang geöffnet. Solche Ergebnisse, gibt er das Gold weiter, seien nur mit einem engagierten Team zu erzielen.
Ohne das eigene Ergebnis schmälern zu wollen: „An der Bredenscheider Straße hätten wir kein einziges Gold geholt“, sagt Jeucken. Das erreichten nur neue, moderne Bibliotheken, sagt er mit Blick auf Witten.
Maria Ozmorska und Erkan Günan haben es sich in den dicken Ledersesseln im oberen Stockwerk gemütlich gemacht und genießen den Ausblick über die Stadt. Zwischendurch, wenn es die Arbeit erlaubt. Die beiden 21-Jährigen, die in Bochum im vierten Semester Wirtschaftswissenschaften studieren, kommen regelmäßig zum Lernen in die Stadtbibliothek. „Lernort Bibliothek“ – auf das Duo trifft das zu. Im Moment beschäftigen sich die beiden Hattinger – ich wohn‘ gleich da drüben“, zeigt Erkan schräg durch die Scheibe – mit Marketing. Aussicht, Atmosphäre, gemütliches Ambiente, nette, hilfsbereite Mitarbeiter: Die beiden haben nichts zu meckern. „In Lernphasen bin ich jeden Tag hier“, sagt Erkan. „Nur mittwochs und sonntags nicht – da ist geschlossen.“
Keine geschlossenen Reihen bilden die diversen Medienangebote. Sie werden luftig präsentiert auf großzügiger Fläche. Andere haben durchaus mehr zu bieten als ein Medium pro Einwohner. Was da ist, ist dafür aktuell und steht nicht nur herum, sondern ist viel unterwegs. „Die Absenzquote liegt bei 28 Prozent“, so Jeucken. Wodurch ein noch luftigerer Eindruck entsteht. Fünfmal wird ein Medium jährlich umgeschlagen. Auf jeden Einwohner kommen fünf Entleihungen und 1,5 virtuelle Besuche. Real sind aktive Leser. Jeucken rechnet 2012 mit mehr als 6000.