Hattingen. Anita Niggemann verbringt ihre freie Zeit regelmäßig im Eiscafé Venezia an der Thingstraße. Zuhause sei es einsam, sagt sie. Hier findet für sie Leben statt.

Mit einem silbernen Löffel taucht Anita Niggemann in die Sahnehaube auf ihrem Krokant-Eisbecher ein. Sie nascht von der Spitze, dann nimmt sie sich die drei Waffeln, die den Becher zusätzlich dekorieren, und isst sie als erste. Sie genießt den Besuch im Venezia. Das Welperaner Eiscafé besucht sie zweimal am Tag, am Vormittag und am Abend. Seit zehn Jahren ist sie Stammkundin an der Thingstraße.

„Eisessen empfinde ich als gemütlich. Dabei meine ich nicht nur das Eis an sich, sondern die gesamte Atmosphäre in der Eisdiele hier“, sagt Niggemann. Sie hat an der Thingstraße eine zentrale Lage, ist nicht weit entfernt vom Marktplatz. So trifft die Welperanerin immer jemanden, den sie kennt. „Außerdem lerne ich die anderen Gäste kennen. Es haben sich Freundschaften gebildet“, erzählt sie freudestrahlend.

Neben ihr am Tisch nicken Dagmar Roth und Klaus Wuttke zustimmend. Heute ist Anita Niggemann zusammen mit ihnen ins Eiscafé gekommen. Sie reden über alles, lachen gemeinsam über Witze. Manchmal bleiben sie am Abend so lange, dass sie gemeinsam mit Inhaber Vito Fregona abschließen.

„Hier ist Leben. Zuhause bin ich alleine mit meinen beiden Hunden“, sagt die kontaktfreudige Frau. Im Eiscafé könne sie entspannen. Manchmal bringt Niggemann ihre beiden Vierbeiner mit. Sie verstehen sich mit Rex, dem Hund von Inhaber Fregona. „Rex begrüßt mich auch oft schwanzwedelnd. Ich habe für ihn ein Leckerchen dabei. Das ist einfach schön, wenn ihr hierher komme. Ich fühle mich hier total wohl“, betont die 47-Jährige.

In den Urlaub fährt sie sehr selten. „Das brauche ich auch nicht, hier in der Eisdiele habe ich quasi alles. Sie ist mein Wohnzimmer.“ Schlimm ist es für sie daher, wenn der Inhaber selbst im Urlaub ist. „Das ist überhaupt nicht schön. Es ist eine richtig tote Zeit, in der ich nicht weiß, was ich anstellen soll. Mir fehlt dann etwas“, gibt die Stammkundin zu.

Mit ihren Bekannten aus der Eisdiele trifft sie sich dann privat. „Es ist aber nicht das gleiche.“ Woanders geht sie nicht hin, sie bleibt dem Eiscafé Venezia treu. Zumindest wenn es um das Eisessen geht. „Wenn ich in der Innenstadt bin und dort etwas besorge, trinke ich mir zum Abschluss auch schon mal einen Milchkaffee.“

Im Venezia kennt Niggemann dagegen fast alle Eisbecher, die auf der Karte stehen. Sie ist experimentierfreudig. Dennoch hat sie feste Sorten, die sie regelmäßig wählt. „Nuss und Joghurt mag ich am liebsten. Krokant hat es mir auch angetan. Sonst bin ich aber offen. Ich habe auch schon mal neue Kreationen von Vito probiert“, sagt Niggemann. Für ein Ferrero- oder ein Bounty-Eis stand sie ihm gerne als Testerin zur Verfügung. Nur Kinderbecher probiert sie generell nicht. Der Schwarzwaldbecher trifft ihren Geschmack auch nicht.

Über unbekannte Sorten oder Becher kann sie aber aufklären:

Malaga: echte Rosinen und Rumgeschmack

Saure Sahne: ähnlich wie Joghurt oder Quark

Schlumpf-Eis: vergleichbar mit dem Geschmack eines Tutti-Frutti-Kaugummis

Pellkartoffel-Becher: Kugeln in Form einer Kartoffel, die Eissorte ist nicht festgelegt

Erdbeer-Balsamico: Erdbeeren mit Balsamico-Essig übergossen, dazu Honig und Sahne, ohne Eiskugel