Sprach- und Integrationsbuch hilft Türken auf die Sprünge

Hattingen. „Wenn eine Frau nicht spricht, sollte man sie auf keinen Fall unterbrechen“: Wer eine Fremdsprache lernt oder lehrt, sollte sich keinesfalls an „Dirty Harry“ Clint Eastwood orientieren. Nicht nur wegen seiner nicht gerade frauenfreundlichen Ader. Sprache lebt davon, dass man/frau sie spricht. Landsleuten, die im Deutschen noch nicht zu Hause sind, wollen Vertreter türkischer Vereine mit dem Sprach- und Integrationsbuch von Ethem Yilmaz auf die Sprünge helfen. Die Sparkasse spendiert 1000 Exemplare.

In einem war sich die Runde bei der Vorstellung des Werkes einig: Integration läuft über Sprache. Auch dass ein Wörterbuch keinen Deutschkurs ersetzt, darüber herrscht Einigkeit. Doch: „In diesem Buch finden Sie viele wichtige Informationen zu ausgewählten Themen“, so der Dolmetscher und Übersetzer. „Unzureichende Deutschkenntnisse erschweren die Beziehungen zu unseren Mitmenschen im täglichen Miteinander“, schreibt der Sprachlehrer für Deutsch als Fremdsprache im Önsöz, dem Vorwort.

Vor 30 Jahren hat der Bochumer sein erstes Sprachbuch herausgebracht. Vor fünf Jahren hat die Sparkasse bereits eine Auflage verteilt. Viele lachende junge Menschen, darunter Frauen, zieren den Umschlag. Frauen fehlen in der Runde, die sich mit dem Buch auseinandersetzt. Dabei sind sie es häufig, denen im Alltag die deutschen Worte ausgehen. Bernd Baumhold, bei der Stadt für Integration zuständig, hat einen Integrationskurs besucht. Er war „erschüttert“ über Sprachkenntnisse der Teilnehmerinnen. Nach 13 oder 17 Jahren in Hattingen waren sie überfordert Auskunft zu geben, seit wann sie hier leben, wann ihr Kind geboren wurde. Dass die Kommunikation an so elementaren Dingen scheitert, „damit habe ich nicht gerechnet“.

Womit er niemanden abstempeln wollte. Es gebe viele gut ausgebildete Menschen, Akademiker, beruflich Erfolgreiche. Die Frage, die sich ihm jetzt stellt: „Was machen wir vor Ort damit?“ Es sei nicht damit getan die Bücher zu verteilen. „Stoßen wir eine Kampagne an oder knicken wir ein?“

Berit H’Loch (VHS/Sprachen) habe „vitales Interesse“ daran, Angebote folgen zu lassen. Abfall, Gesundheit oder Krankenhaus: VHS-Themen, auf die auch das Buch Bezug nimmt. Wie auch auf Zahlen. Die von 1 bis 100 sind dem Autor besonders in Erinnerung geblieben. Wie das Wort Bahnhof, das er nicht kannte, weil er keinen Bahnhof kannte, als er nach Deutschland kam. Die Fahrzeit vertrieb er sich, indem er zählen lernte: E-ins, z-wei mit völlig falscher Betonung. Die richtige ist ihm wichtig im Sprachbuch, das vieles thematisch abhandelt. Elementare Dinge wie Arbeit oder Wohnungssuche. Wer den Arzt aufsucht, soll jedenfalls nicht mehr nur Bahnhof verstehen, sondern das Buch zu Hilfe nehmen, das auch in Praxen und Behörden verteilt wird.