Hattingen. . Altstadt-Gastronomen bieten Public Viewing an. Industriemuseum steigt aus
Eine EM ist keine WM. Und Kiew nicht Berlin. Natürlich wird Fußball-Deutschland ab heute wieder seinem Nationalteam die Daumen drücken. Von einer Party-Stimmung wie bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land 2006 sind wir aber meilenweit entfernt. Auch in Hattingen. Dennoch: Die Gastronomie ist zuversichtlich.
„Bei jedem Spiel laufen bei uns die Flachbildfernseher. Wenn das Wetter mitspielt, schließen wir einen Beamer an und stellen eine Leinwand auf“, sagt Heike Carl vom Café Auflauf. Auf den Straßen ist die Fußball-Euphorie in Hattingen bislang noch nicht stark ausgeprägt. Nur vereinzelt wehen Flaggen in Schwarz-Rot-Gold. „Anfragen sind bei uns aber da. Wenn Deutschland spielt, gibt es auch keine Reservierungen. Da bekommt der den Platz, der zuerst kommt“, gibt Carl an.
Ob man die Gästezahl von 2006 toppen kann, ist mehr als fraglich. „Aber ich denke, dass unser Biergarten wieder voll wird“, sagt Heike Carl. Und glaubt, dass Deutschland ins Finale kommt. „Wir schlagen Spanien mit 2:1“, tippt sie.
Dass vor allem die Innenstadt voll werden wird, da ist sich Benjamin Szymlet von der Gaststätte Zur Glocke sicher. Eine Großleinwand wird auf jeden Fall aufgestellt, egal ob im Freien oder unter dem Dach. „Wir haben genügend Platz und unser Biergarten wird bestimmt wieder gut besucht sein.“ Szymlet traut der deutschen Mannschaft den Einzug ins Endspiel zu. „Ich denke, es wird erneut ein Spiel gegen Portugal geben. Wir packen es und schlagen sie mit 2:1.“ Seinen Besuchern bietet er draußen ein Barbecue-Buffet an. „Große Public Viewings wird es ja diesmal in Hattingen nicht geben. Da sollte man sich auch kleine, aber feine Angebote einrichten“, sagt er.
Fußballfreie Zeit im Industriemuseum. Dort standen schon vor Terminierung der EM-Spiele 2012 andere Veranstaltungen auf dem Kalender. Beispielsweise die Extraschicht. „Das sind Termine, die für uns bedeutend sind. Zudem fehlt uns eine Ausweichmöglichkeit. Das Bessemer Stahlwerk ist derzeit auch belegt und ohnehin noch nicht als Veranstaltungsort abgenommen worden“, erklärt Museumsleiter Robert Laube. Es müsse sich auch lohnen. In der Regel komme viele nur zu den Deutschland-Spielen.
Makis Alexiou von der Gaststätte „Salz und Pfeffer“ überträgt alle Spiele und hat sich extra einen neuen Flachbildschirm gekauft. „Dann können die Gäste kommen und gleichzeitig Fußball gucken, was ja auch Sinn der Sache ist“, so Alexiou. 2006 besaß er noch eine Kneipe in Langenberg, wo er großes Public Viewing veranstaltet hat. „Griechenland kann es ins Finale schaffen. Deutschland gewinnt dann aber 9:8 im Elfmeterschießen“, orakelt er.
Auch in den Ortsteilen ist gastronomisches Public-Viewing angesagt. Etwa in Welper bei Serrano Bodega. „Wir übertragen jedes Spiel. Ungefähr 70 Plätze haben wir zur Verfügung. Oft kommen bei uns aber die Stammgäste. Nur selten ist mal ein neues Gesicht dabei“, weiß Alexander Michel noch von 2006. In der Regel seien bei ihm die Deutschland-Spiele gut besucht. „Zu den anderen Partien kommen nicht so viele Fans. Großer Aufwand lohnt sich daher für uns nicht“, weiß er.