Hattingen. Fünftklässler erleben Naturwissenschaft in den neuen Räumen der Gesamtschule.
Es ist laut im Physikraum der Städtischen Gesamtschule an der Marxstraße, riecht nach Lösungsmittel. Schüler reden durcheinander, experimentieren, haben Spaß am Unbekannten. Sie entdecken, sie hinterfragen, sie lernen – und das mit Begeisterung. Diesmal sind es die Fünftklässler, die staunen, was ihnen die Zehntklässler für spannende Versuche zeigen. Doch auch die „Großen“ profitieren von den umfangreichen Investitionen im Bereich Naturwissenschaft, die nach Jahren überwiegend theoretischer Lehrinhalte mehr Praxisanteil ermöglichen.
Seit Anfang 2011 laufen die Renovierungsarbeiten in den drei Naturwissenschaftsräumen. Mitte dieses Jahres soll mit der Fertigstellung des Chemieraums das knapp eine halbe Million Euro teure Projekt abgeschlossen sein. „Wir haben seit fast 25 Jahren in den alten Räumen unterrichtet. Die waren in puncto Sicherheit, Belüftung und Ausstattung nicht mehr zeitgemäß“, sagt Dr. Elke Neumann. Dadurch habe der Unterricht gelitten. „Viel, viel Theorie“, so die Schulleiterin. „Jetzt können wir endlich wieder Anreize auf höherem Niveau geben, sich für die Naturwissenschaften zu interessieren.“
Die Schüler, besonders die jüngeren, nehmen das neue Angebot mit Begeisterung an. Im Physikraum zeigt Delina (16) Fünftklässler Daniel, wie dieser – mit einer UV-Licht-Pistole bewaffnet – kleine Fehler bei zusammengeschweißten Metallplatten sichtbar machen kann. „Das ist super, total spannend!“ Findet Delina auch: „Das macht viel mehr Spaß als trockene Theorie, alle machen mit.“
Balsam auf die Seele von Physiklehrer Jens Mäkelburg, der seinen Schülern zufrieden über die Schulter schaut. „So machen wir Physik für Schüler greifbar“, sagt er. Greifbar, wie auch einen Raum weiter, wo die Schüler ein kleines Energiesparhaus gebaut haben. Eine Solarthermie- und eine Photovoltaikanlage liefern Strom und Wärme für die imaginären Bewohner. Der Lehrwert eines solchen Projekts geht weit über den des von den Fünftklässlern vermuteten „Puppenhauses“ hinaus. „Das war cool. Jeder hat sein Teil gebaut, am Ende hatten wir dann das Haus zusammen“, erzählt Lara aus Klasse zehn.
Ein professionelles, deutlich detaillierteres Modell hat Michael Walczak von der Hattinger Firma Resol mitgebracht. Hieran erklärt der Fachmann den Schülern, wie die Solartechnik in der Realität funktioniert. Resol ist wie die Firma Vector Technische Unternehmensberatung, ebenfalls mit Sitz in Hattingen, Kooperationspartner der Gesamtschule. „Ein großes Dankeschön an beide. Durch die Zusammenarbeit, die Besuche bei den Firmen und die regelmäßigen Angebote wird das Interesse der Schüler noch größer“, sagt die Schulleiterin.
Eine halbe Million investiert
Nicht nur den Kooperationspartnern Resol und Vector Technische Unternehmensberatung gegenüber zeigte sich Dr. Elke Neumann, Leiterin der Gesamtschule an der Marxstraße, dankbar. „Wir danken natürlich in erster Linie der Stadt Hattingen, die unsere naturwissenschaftlichen Räume renoviert und auf den neusten Stand gebracht hat.“
470 000 Euro sind aus dem städtischen Haushalt geflossen. 320 000 Euro investierte die Stadt in die baulichen Maßnahmen. 150 000 Euro kostet die Einrichtung. Dazu zählen zum Beispiel die Bestuhlung, aber auch neue Bunsenbrenner oder Reagenzgläser. Laut Rudolf Viefhaus, Leiter des Fachbereichs Gebäudewirtschaft, sind solche Bauprojekte auf eine Nutzung von mindestens 20 Jahren ausgelegt.
Das Schulzentrum Holthausen wurde 2003/04 als damals in diesem Bereich bedürftigste, weil älteste Einrichtung über fünf Jahre für eine Million Euro modernisiert. 14 Räume waren betroffen. Es folgte 2008 das Gymnasium Waldstraße, wo für 600 000 Euro der Physik- und der Biologieraum erneuert wurden.
Die Arbeiten an der Gesamtschule werden in den Sommerferien abgeschlossen.