Hattingen. Stadt gibt privater Kinderbetreuung vorübergehend Asyl im Jugendtreff Holthausen. Chefin kämpft um ihre Existenz im gemieteten Haus, in dem der Brandschutz nicht genügt. Entscheidung bis zum 8. Juni.

Schon vor zehn Jahren setzte die Villa Kunterbunt auf die Betreuung von Kindern unter drei Jahren. „Damals hieß es in NRW noch, sie werden nicht gebraucht“, sagt Elke Rothe. Doch der Bedarf wächst und wächst. Trotzdem ist der private Kindergarten Geschichte – wenn die Geschichte nicht noch eine unerwartete Wende nimmt. Was aber auch nicht verwunderlich wäre. Denn schon am Freitag haben sich die Ereignisse überschlagen.

Am Morgen ging die 56-Jährige noch davon aus, dass ihre Existenz ruiniert ist, die Kinder „auf der Straße“ stehen. Untergebracht sind alle in einer gemieteten Villa im Ludwigstal, die dem Brandschutz nicht genügt und dessen Eigentümer insolvent ist. Deshalb könne sie die geforderte Feuerschutztreppe auch nicht vorfinanzieren und dann „abwohnen“. Juliane Lubisch, Abteilungsleiterin der Erziehungshilfe bei der Stadt, macht klar: „Das ist eine privatrechtliche Geschichte, die uns nichts angeht.“ Im Interesse der Kinder wurde jedoch eine Zwischenlösung gefunden.

Das Schicksal von Elke Rothe, die 15 Mitarbeiter hat und 60 Jungen und Mädchen betreut (darunter 15 Tageskinder für die Stadt), hängt immer noch am seidenen Faden. Doch im Verlauf der Recherche der Hattinger Zeitung am Freitag bot das Jugendamt zumindest täglich bis 15 Uhr im Jugendtreff eine Bleibe an. „Dann muss ich sehen“, sagt die Chefin der Einrichtung.. „Vielleicht wird das Wetter schön, wir können viel draußen machen und uns arrangieren.“ Abwarten muss sie, ob die Eltern das Arrangement für den Übergang so wollen.

Zumindest hat sie Zeit, sich in Ruhe nach einem neuen Haus umzusehen. Will kämpfen um die Villa Kunterbunt. Vor zehn Jahren hat sie sich mit Cordula Budde selbstständig gemacht. Die Kollegin hat sich vor drei Jahren zurückgezogen, ist nur noch mit 20 Prozent beteiligte Teilhaberin. „Aber meine Existenz hängt daran.“

Die Erzieherin arbeitete fünf Jahre im Kindergarten. Es folgten zehn Jahre in Heimen, ebenso viele in Spielgruppen und „zehn hier“. Geboten wird Betreuung von 7 bis 18 Uhr. Nach Absprache geht aber auch früher oder länger. Anders als in städtischen Kindergärten, wo Eltern je nach Einkommen und gebuchter, festgelegter Stundenzahl zahlen, berappen Eltern in der Villa Kunterbunt die Stunden, die sie nutzen, mit 4,80 Stundensatz. Es gibt einige Pauschalen. 100 Stunden etwa kosten 380 Euro.

Die Bauordnung hat der Villa die Pistole auf die Brust gesetzt. Für Leiter Gerhard Rohde hat die Sicherheit der Kinder Priorität. Nach langer Vorgeschichte. „Die Diskussion um den zweiten Rettungsweg gibt es seit Jahren“, sagt Susanne Wegemann vom Presseamt der Stadt. Die Forderung sei schon älter, „damals war der Eigentümer nicht insolvent“. Auch am 20. September 2011 sei bei einem Ortstermin auf die Gefährdung hingewiesen worden.

Insolvenzverwalter Dr. Norbert Wischermann bietet die Immobilie für 225 000 Euro an. Bis 8. Juni müsste ein notarieller Kaufvertrag geschlossen sein, sonst „ergeht die Nutzungsuntersagung des Bauamtes an die Villa Kunterbunt“.