Hattingen. Unternehmerin Margret Kroniger erinnert sich in loser Folge an ihr Leben in Hattingen.

Als junge Frau war Margret Kroniger eine begeisterte Tänzerin. Ganz selten erlaubten ihre Eltern, dass sie sich auf den Weg nach Wuppertal machte, um dort ein Tanzlokal zu besuchen. Sie durfte sich nicht eher als um acht am Abend auf den Weg machen und musste um zehn bereits wieder zu Hause sein.

„Die Straßen waren vom Krieg noch hoffnungslos kaputt und ich bin mit meinem Wagen rasend schnell über die Schlaglöcher geholpert, um auch keine Minute Zeit zu verschwenden“, erzählt Kroniger. Im Turmhof tanzte sie am liebsten. „Komm, Zigan, komm, Zigan, spiel mir was vor“ aus der Operette Gräfin Mariza spielten die Musiker immer, wenn Margret den Raum betrat. Sie wussten, dass es eines ihrer liebsten Lieder war. „Ich muss ein hübsches Mädchen gewesen sein, so wie ich in den Köpfen der Männer hängen geblieben bin“. Und immer wenn um zwanzig vor zehn ein Motor aufheulte und zwei Parkwächter zur Seite sprangen, wusste man: Margret Kroniger fährt wieder nach Haus.

Im Turmhof hat sie ihren Mann kennen gelernt, den ihre Eltern für nicht gut genug befunden haben. „Es wäre egal, wen ich angeschleppt hätte, sie hätten mir immer eingeredet, dass ich etwas besseres verdiene“.

Zur gleichen Zeit freundete sich Margret mit einem älteren Schrottgroßhändler an, dem sie – weil er im Krieg ein Bein verloren hatte – aus Höflichkeit aus dem Wagen half. „Er wurde beauftragt, nach dem Krieg den Mercedes von Adolf Hitler zu verschrotten. Stattdessen hat er ihn aber reparieren lassen und ist von da an selbst mit dem Auto gefahren“, erzählt Kroniger. Auch der Schrotthändler, zu dem sie eine väterliche Freundschaft entwickelte, riet ihr davon ab, ihren Mann zu heiraten. Doch impulsiv wie sie war, widersetzte sie sich und ging in einem selbst geschneiderten, schlichten Kleid zum Standesamt.