Hattingen. Die Fraktion beantragte im Umweltausschuss eine Änderung der Friedhofssatzung.

Seit dem Jahr 2002 können Muslime auf dem städtischen Friedhof in Welper nach ihren Ritualen beerdigt werden. Besonders häufig genutzt wurde dies allerdings nicht – nur sieben Muslime wurden in den vergangenen zehn Jahren in Hattingen beigesetzt. Frank Staacken (Grüne/FWI) glaubt diese Entwicklung habe etwas damit zu tun, dass die Friedhofssatzung nicht den genauen Bräuchen der Muslime entspricht. Denn entgegen des islamischen Brauchs, nach dem der Leichnam nur in ein Tuch gehüllt beigesetzt wird, muss auf dem Friedhof mit Sarg beerdigt werden. Auf Geheiß des Fraktionschefs wurde über das Thema diskutiert.

Eine Erklärung für die geringe Nachfrage lieferte der sachkundige Bürger Hamid Khan, der sich bereits seit Anfang der 1990er für Bestattungen nach muslimischem Brauch einsetzt. Khan beschreibt, dass die meisten Muslime nach ihrem Tod in ihre Heimat überführt würden, um dort beigesetzt zu werden. Das habe zum einen mit ihrer Heimatverbundenheit zu tun, aber auch, weil die Beerdigung im Heimatland günstiger ist. Zum anderen habe die geringe Nachrage mit einem weiteren muslimischen Brauch zu tun, der hierzulande mit einem Gesetz kollidiert. Während in der westlichen Welt eine Beerdigung aus rechtlichen Gründen für gewöhnlich ab 48 Stunden nach dem Tod einer Person möglich ist, ist der Leichnam nach islamischem Brauch noch vor Sonnenuntergang des Folgetages beizusetzen.

„Das wirft weitere Probleme auf“, fand auch Frank Staacken. „Dieser Brauch stößt sich mit den Arbeitszeiten der Friedhofsmitarbeiter.“ Dennoch müsse man eine gemeinsame Lösung finden, um Muslimen eine schnelle Beerdigung zu ermöglichen. Staacken denkt dabei an Notdienste, die bei einem Todesfall schnell zu erreichen sind und sofort bürokratische Vorgänge in die Wege leiten. Hamid Khan könnte sich auch eine Art Notruf-Nummer vorstellen. Wichtiger aber sei, dass eine sarglose Bestattung auch ohne komplizierte Stellung eines Antrags möglich ist.

Auch die bürokratische Hürde sei ein Grund, weshalb Muslime nicht in Hattingen ihre letzte Ruhe finden möchten. So seien Fälle bekannt, in denen Muslime in Hattingen beerdigt werden sollten, eine zu lange Genehmigungsprozedur des Antrags es allerdings unmöglich machte, berichtet Khan.

Der Erste Beigeordnete Dr. Frank Burbulla sprach im Ausschuss von einem „nachvollziehbaren Interesse.“ Er kündigte an, dass man sich Gedanken machen werde, ob die Friedhofssatzung noch zeitgemäß sei. Ein praktisches Problem sieht er in der entstehenden Notwendigkeit von Beerdigungen an Sonn- und Feiertagen. Von einem speziellen Notfall-Telefon sieht Burbulla allerdings ab. „Ein Anruf bei Polizei oder Feuerwehr sollte ausreichen, um bestimmte Unterlagen schnell besorgen zu lassen.“

Burbulla schlug vor, das Thema im Integrationsrat weiter zu besprechen. Hamid Khan kündigte an, seinen Textbeitrag in den kommenden Tagen noch einmal zu überarbeiten. „In drei bis vier Wochen sollte das Thema erledigt sein“, zeigte er sich optimistisch.