Hattingen. Die Firma Lellmann suchte gezielt nach einer Frau mit Kleinkind für eine Teilzeitstelle.
Als Mutter junger Kinder hat man es auf dem Arbeitsmarkt meistens nicht leicht. Ein Vollzeitjob ist nicht möglich. Und wer eine Teilzeitstelle will, muss in aller Regel sehr flexibel sein. Dies lässt sich dann aber häufig nicht mit den Kita-Zeiten verbinden. Aus diesem Grund sind Mütter für viele Arbeitgeber ein rotes Tuch.
Dass es auch anders gehen kann, beweist ein Beispiel der Hattinger Firma Lellmann. Gezielt suchte das Unternehmen an der Kreisstraße, das sich auf den Bau von Beschallungs- und Videoüberwachungsanlagen spezialisiert hat, nach einer jungen Mutter, um ihr eine Chance zu geben.
Die Arbeitsagentur vermittelte der Firma Lellmann letztlich Jennifer Scharfenort, ausgebildete Bürokauffrau und seit eineinhalb Jahren Mutter einer Tochter. „Wir haben selbst Kinder und wollten damit vielleicht etwas zurückgeben“, beschreibt Firmeninhaber Hans-Peter Lellmann die Entscheidung, die 23-jährige Mutter einzustellen. Seit Februar arbeitet Jennifer Scharfenort 20 Stunden in der Woche in dem Unternehmen. „Wir sind voll zufrieden mit ihr, wir haben es bis jetzt noch keine Sekunde bereut und sind froh, dass sie uns niemand vor der Nase weggeschnappt hat.“
Damit gerechnet, so schnell nach ihrer Ausbildung eine Stelle zu bekommen, hat die Bürokauffrau nicht. „Für mich war es fast unmöglich, in meinem Job eine Anstellung zu finden.“ Doch dann kam alles anders. Keinen Tag sei sie arbeitslos gewesen. Ein nahtloser Übergang. „Es war ein absoluter Glücksgriff.“ Auch weil Jennifer Scharfenort ihr gewohntes Umfeld nicht verlassen musste. So könne sich nun auch weiterhin ihre Mutter um ihr Kind kümmern, wenn sie arbeiten ist.
Auch bei der Hattinger Arbeitsagentur zeigte man sich erfreut über die Vermittlung der jungen Mutter. Geschäftsstellenleiterin Regina Böhm: „Dass ein Arbeitgeber dahinter steht und ganz bewusst eine junge Frau mit Kind einstellt, ist sehr, sehr selten.“ Die meisten Unternehmen sträubten sich dagegen oder erwarteten von den Müttern eine derartige Flexibilität, die nicht mit der Kindererziehung zu vereinen sei. „Darum ist das Beispiel der Firma Lellmann eine gute Möglichkeit, andere Firmen aus der Reserve zu locken und Denkanstöße zu geben“, so Böhm.