Hattingen. Seit fast zehn Jahren wohnt ein Mieter in Hattingen in einer von Schimmel befallenen Wohnung. Die Deutsche Annington, Eigentümerin der Wohnung, sieht die Ursache im falschen Lüften des Mieters. Dieser fürchtet nun um seine Gesundheit.

Dunkle Flecken überziehen die Tapete an der Decke, ein muffiger Geruch liegt in der Luft – Enis Becirovic lebt seit knapp zehn Jahren in einem „Albtraum“: Die Ecken seiner Wohnung in der Südstadt sind mit Schimmel übersät, selbst das Mobiliar des 45-Jährigen ist angegriffen. Doch damit nicht genug: Die Deutsche Annington als Eigentümerin der Wohnung wirft Becirovic vor, falsch zu lüften und zu heizen – er selbst soll verantwortlich sein für die Schimmelbildung in nahezu jedem Zimmer seiner Wohnung.

Mehrere Gutachter haben sich bereits ein Bild von der Situation vor Ort gemacht, jedoch ohne Erfolg. „Mir wurde gesagt, meine Vorhänge seien zu lang und begünstigen den Schimmel“, so der Mieter wütend. In Bad und Schlafzimmer wurde das Problem im Jahr 2009 bereits vorerst erfolgreich beseitigt: „Aber der Schimmel kam immer wieder durch.“ Die Wände rund um die Fenster seien je nach Witterung häufig klamm: „Wir müssen Tücher auf die Fensterbänke legen, um die Feuchtigkeit zu trocknen.“ Auch Nachbarwohnungen seien von Schimmelbildung betroffen.

Angst vor Gesundheitsgefährdung

Seine Sorge gelte besonders seinem neunjährigen Sohn und seiner Frau, betont der Familienvater: „Mein Sohn ist in dieser Wohnung aufgewachsen, meine Frau ist Allergikerin.“ Er selbst schlafe schon lange nicht mehr im Schlafzimmer. „Das Rollo vor den Fenstern ist ebenfalls vom Schimmel befallen.“ Eine konkrete Gesundheitsgefährdung durch den Schimmel sei jedoch nur schwer nachzuweisen.

„Die Optik ist durch die Flecken in den Ecken natürlich auch angegriffen“, überlegt der Betroffene und fügt hinzu: „Eine mögliche Gesundheitsgefährdung meiner Familie ist aber noch viel schlimmer.“ Aus diesem Grund hat Enis Becirovic jetzt seine Schlüsse aus der Situation gezogen: „Im Juni ziehe ich mit meiner Familie in eine andere Wohnung.“

Annington bietet Verzicht auf Hälfte der Miete an

„Zur Schimmelproblematik in der Wohnung von Herrn Becirovic liegt ein Gutachten vor. Dieses Gutachten beschreibt, dass für die Schäden sowohl das Heiz- und Lüftverhalten des Mieters, als auch baubedingte Wärmebrücken verantwortlich sind“, bekräftigt Katja Weisker, Pressesprecherin der Deutschen Annington auf Anfrage der Hattinger Zeitung. Dieses Gutachten habe er nie erhalten, beschwert sich Becirovic und schüttelt den Kopf.

Weiterhin erklärt Weisker, die Deutsche Annington habe seit Anfang des Jahres versucht, sich mit den Mietern in Verbindung zu setzen, um die Wärmebrücken zu beseitigen, und bedauert zudem, „dass wir diese Arbeiten nicht früher angeboten haben“. Die Termine seien jedoch von den Mietern abgesagt worden. „Mir wurde von Vertretern der Annington nahegelegt, entweder zu klagen oder auszuziehen“, wirft dagegen Enis Becirovic seinen Vermietern vor.

„Wir haben bereits angeboten, auf die Hälfte der ausstehenden Mietzahlungen zu verzichten“, erklärt Weisker. „Auf Basis des vorliegenden Gutachtens halten wir das für angemessen.“ Mieter Becirovic ist skeptisch. „Das klingt für mich nach einem Schuldeingeständnis“, so der 45-Jährige.