Hattingen. Arno Israel lotst „silbergraue“ Biker aus Hattingen und von außerhalb zu Industrie-Sehenswürdigkeiten und grünen Ecken.

Die Gruppe ist startklar. Motorrad neben Motorrad harren Männer und Frauen vor Haus Niggemann der Dinge, die gleich kommen und bei der anstehenden Reviertour unter die Räder genommen werden. Keine Gruppe, die regelmäßig gemeinsam auf Achse ist. Sie alle haben sich Arno Israel angeschlossen, um auf zwei Rädern Hattingen und Umgebung auf einer Reviertour kennenzulernen.

Zwei Neubürger, die sich ihrer Heimat auf dem Motorrad nähern wollen, sind ebenso dabei wie Teilnehmer, die von weiter her angereist sind. Sie alle eint der Wunsch, das Revier kennenzulernen. Als Guide haben sie den 65-Jährigen gewählt. Der Versicherungskaufmann ist schon immer gern Motorrad gefahren. Als er noch fest im Beruf verankert war, hatte er nie genug Zeit. Inzwischen ist der Hattinger fast nur noch auf zwei Rädern unterwegs. „Ich bin so gut wie nie zu Hause“, sagt der Biker, der seine Touren auch im Internet anbietet.

Wem, das sagt schon der Name „Silbergraue“. Die Altersklasse ab 45 soll sich angesprochen fühlen. „Keine jungen Heizer“, die möglichst schnell möglichst viele Kilometer fressen, sondern erwachsene Herrschaften, die die Liebe zum Motorrad eint und die auf ihren Fahrten viel sehen und erleben möchten.

Gleich nach der Tour, bei der sie den Strukturwandel „erfahren“, hat sich der umtriebige Hattinger schon wieder auf die Socken gemacht. Nicht zur nächsten Tages- oder Wochenendtour, sondern Richtung Türkei. Erfahrungsberichte darüber finden sich ebenfalls auf der Internetseite des Ruhr-Guide, der sich im Vorfeld zum Kulturhauptstadtjahr ausbilden ließ und einige Angebote mit der VHS gemacht hat. Diesmal zieht es ihn Richtung Ararat, den höchsten Berg der Türkei, „ich suche neue Kontakte“. Er will die Gegend erkunden im Grenzgebiet zu Syrien, zum Iran und Irak.

Doch zunächst gilt es, das Klischee vom grauen Ruhrgebiet auszuräumen, Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten kennenzulernen. Es geht zu Gasfackeln und Kühltürmen, Arbeitervierteln, zur Henrichshütte, den Eisenmännern und über die Kosterbrücke. Stahlwerkstunnel werden begutachtet, die Müngstener Brücke ebenso wie Schloss Burg und die Wuppertaler Schwebebahn. Es gibt viel zu sehen für die Besucher. Auf Wegen, wo kein Reisebus durchkommt. Und im Fünf-Mädel-Haus Katernberg Gerichte, die sich schon der Bergmann einverleibt hat und die mit einem Klaren besonders gut rutschen.

Anfangs hat Arno Israel nur Freunden sein Revier gezeigt. Der Lehrgang sei klasse gewesen, „ich habe viel dazugelernt“. Sein Radius wurde größer. Er hat auch neue Leute kennengelernt, neue Gegenden. Ob Edersee oder Matjes-Tour nach Emden: Arno Israel fährt hin auf seiner Yamaha XJ 900. Oder kurvt durch die Schönheiten des Reviers, das manche immer noch mit Kohle und Dreck verbinden – vor der Tour, versteht sich.