Hattingen. Seit 28 Jahren liegt der Horkenstein an seinem jetzigen Standort. Noch immer regt er die Fantasie der Hattinger an.

Seit 28 Jahren hat er sich nun kein Stück mehr bewegt. Kaum beachtet und doch irgendwie präsent liegt er an der Ecke August-Bebel-/Martin-Luther-Straße: der Horken­stein. Ab der kommenden Woche ist er aber elementarer Bestandteil der Steinzeit-Ausstellung im Bügeleisenhaus.

Manche sagen, der 20 Tonnen schwere Brocken ist einfach nur ein Stein. Andere sagen dem Stein mystische Geschichten nach. Historisch belegt ist zumindest, dass der Horkenstein bis 1876 in Dahlhausen lag. Auf Wunsch des damaligen Amtmannes Friedrich Wilhelm Schumacher wurde der Stein nach Hattingen vor das Amtshaus an die Bahnhofstraße verlegt. Was heute ein Lkw erledigen würde, besorgte im späten 19. Jahrhundert ein Gespann mit nicht weniger als 30 Pferden. Erst 108 Jahre später wurde der Horkenstein das nächste Mal bewegt. 1984 zog der Felsen an seinen jetzigen Standort.

Bald wird der Horkenstein wohl wieder etwas mehr Beachtung finden. Eine Steinzeitausstellung im Bügeleisenhaus widmet dem Stein einen ganzen Raum. „Zu sehen gibt es alte Pläne von seinem Standort in Dahlhausen und Zeichnungen von 1823 aus dem Stadtarchiv“, erzählt Ausstellungs-Kurator Lars Friedrich. Verschiedene Sagen, die sich um den Horkenstein ranken, werden zu lesen und zu hören sein. „Wir begleiten die Geschichte von der ersten schriftlichen Erwähnung zwischen 1711 und 1721.“

Zur Frage nach der Herkunft will sich Horkenstein-Experte Friedrich nicht festlegen. „Jedoch gibt es ein Fachgutachten, das besagt, der Stein ist nichts weiter als ein gescheiterter Versuch aus einem großen Stein einen kleinen zu machen.“

Seine mythologische Bedeutung weise zudem keine Besonderheiten auf. So handele es sich dem Gutachten nach nicht, wie häufig behauptet, um einen historischen Opferstein. Eine ander Variante, wie der Stein einst genutzt wurde, ist die des Kalendersteins. Der Horkenstein könnte so als eine Landmarke verwendet worden sein. Richtig zur Sonne ausgerichtet hätte man zum Beispiel besondere Punkte im Jahresverlauf, etwa die Sommersonnenwende, sehen können, erklärt Friedrich.

Gegner dieser Theorien haben dagegen weitaus banalere Entstehungs-Geschichten: „Manche Experten sind der Meinung, als ob da ein Steinmetz mit seiner Arbeit einfach angefangen hat und dann plötzlich aufgehört hat.“ Doch was der Horkenstein nun auch ist – einfacher Stein oder Brocken mit mythologischer Bedeutung – sicher ist: „Der stein bewegt die Leute seit vielen Hundert Jahren.“

Zur Ruhe kommen wird der Horkenstein aber auch in Zukunft nicht. Lars Friedrich lässt durchblicken, dass der Heimatverein plane, den Stein auf Reisen zu schicken. An einen neuen Standort. Wo dieser sein wird, konnte er noch nicht sagen. Nur eins: „Er wird auf jeden Fall nicht wieder zurück nach Bochum gehen“, schmunzelt Friedrich.