Hattingen-Blankenstein. Der Mittelpunkt der Stadt Hattingen ist der historische Ortskern Blankenstein. Besonderheit: der neugestaltete Platz befindet sich zwei Stufen über den umgehenden Gassen und kann nicht mit dem Auto befahren werden.
Man fühlt sich zurückversetzt, zumindest in die frühere Geschichte. Hat man erst einmal diese 60 Meter hoch über dem Ruhrtal erklommen, ist gleich eine großartige Überraschung perfekt: Die Stadt Hattingen hat ihrem historischen Ortskern Blankenstein mit einer Neugestaltung des Platzes einen Mittelpunkt gegeben.
Autofrei, ein italienisches Ambiente, mit zwei Stufen abgehoben von den umgebenden Gassen ist hier ein Raum für Begegnung und Austausch gegeben. Von dort geht es in die kleinen Straßen und Gassen, vorbei an zwei sich gegenüberliegenden Kirchen, hin zur Burg Blankenstein mit diesem grandiosen Blick über das Ruhrtal. Mit der Verleihung von Marktrechten 1594 wird der Marktplatz besonders hervorgehoben.
Orstkern denkmalgerecht erneuern
Als Hattingen bereits 1990 mit dem Ortsteil Blankenstein Mitglied in der AG „Historische Ortskerne“ wird, war die Voraussetzung für die Aufnahme die Bereitschaft der Stadt, den Ortskern langfristig denkmalgerecht zu erneuern. Dazu gehörte auch die Umgestaltung des öffentlichen Raumes mit der Neugestaltung des Marktplatzes. Die Stadt beauft ragte Prof. Einsele aus Karlsruhe mit der Planung, er hat den Planungsprozess der Stadt Hattingen begleitet.
Nachdem der Durchgangsverkehr völlig verlegt werden konnte, wurde es seit 1995 erheblich ruhiger auf dem Blankensteiner Marktplatz. Nun konnten die Überlegungen im öff entlichen Raum unterhalb der Burg, zum Stadtmuseum in den ehemaligen Amtshäusern und schließlich zum Marktplatz in die Planungen einbezogen werden. Das gute Ergebnis der Neugestaltung hat das Land NRW ausdrücklich gewürdigt!
Freiheit Blankenstein
Rund um die Burgen, im Schutz ihrer Mauern, siedelten sich in früherer Zeit gern Handwerker und Bauern an. So geschieht es auch bei der Freiheit Blankenstein, auf deren "blanken Steyne" im dichten Bergwald über dem Ruhrtal zwischen Hattingen und Herbede Graf Adolf I. von der Mark 1227 eine Burg bauen lässt. Die Siedlung erblüht, erhält zahlreiche Privilegien und auch die Burg wird im 14. und 15. Jahrhundert ausgebaut.
Sie gilt als eine der schönsten Burgen der Grafschaft Mark. Jedoch auch sie ereilt das Schicksal: nach 1662 lässt sie der Große Kurfürst, der neue Herr aus Preußen, weitgehend abbrechen. Der viereckige Torturm und Teile der Ringmauer künden von der einstigen Wehrhaftigkeit dieser Burg; leider sind keine Ansichten der alten Burganlage in voller Pracht und Größe überliefert.
Mit der Burg entstand auch die Siedlung, deren Ausdehnungsmöglichkeiten auf dem Bergrücken sehr begrenzt waren. Um den Marktplatz gruppierten sich die Wohnhäuser, Kramläden und Werkstätten – führende Gewerbe waren früher das Schmiede- und Bäckerhandwerk. Auf dem Marktplatz, an der Stelle etwa des kath. Gotteshauses St. Johann Baptist, war die Gerichtslinde Zeichen früher städtische Eigenständigkeit, unter ihr tagten die Bürger nachweislich noch im 16. Jh. 1335 besaß der Ort eine eigene niedere Gerichtsbarkeit; 1355 bestätigte Graf Engelbert III. von der Mark die Siedlung als Freiheit.
Kohlebergwerke und Webstühle
1665 vernichtete ein Feuer Blankenstein so vollständig, so dass nur Häuser aus dem späten 17. Jh. erhalten sind. Neben traditionellen Gewerben zählte eine Vielzahl kleiner Kohlebergwerke zu den Erwerbsquellen der Bewohner. An fünf Webstühlen arbeiteten 1788 immerhin 27 Tagelöhner; die große Stahl- und Hanfseil-Fabrik Puth lag vor den Toren der Freiheit, das Unternehmen Gethmann, aber auch die Halbach’schen Raffinierhämmer (Straße „Zu den sieben Hämmern“) gaben Lohn und Brot.
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1966 erfüllt sich ein Herzenswunsch vieler Pohlbürger: Blankenstein werden die Stadtrechte verliehen – jedoch im Zuge der kommunalen Neuordnung wird sie schon vier Jahre später nach Hattingen eingemeindet.
Sehenswertes beim Stadtrundgang
P längs der Umgehungsstraße, ein paar Schritte zum Marktplatz. Vor dem Marktplatz rollte der gesamte Verkehr zwischen Hatt ingen und Autobahn vorbei, hier war sogar der Endhaltepunkt der Straßenbahnlinie 8, bis sie 1968 durch Linienbusse ersetzt wurde. Heute ist der Marktplatz autofrei und der Ortskern verkehrsberuhigt.
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1. Der Marktplatz: Die Verleihung von Marktrechten 1594 bestätigt seinen Nutzungszweck, denn schon vierzig Jahre früher wird die Zugehörigkeit des „Flecken Blankenstein“ zum Hansebund urkundlich bestätigt. 1794 wird die Kath. Kirche St. Johann Baptist geweiht; hier stand vorher das alte Rathaus. Im Zuge der Bauarbeiten verschwindet auch die alte Gerichtslinde vor dem ehemaligen Rathaus.
2. Die platzprägende Bruchsteinfassade gehörte ursprünglich zum Hotel-Restaurant „Zillerthal“ mit dem ersten Blankensteiner Festsaal; Jahrzehnte später wurden die Gebäude zur Amtsverwaltung Blankenstein umgenutzt. An der vorderen Ecke des Platzes betont der „Blanke Stein“ (von Egon Stratmann) die Anlage, den Eingang zum Museum markiert das Kunstwerk „Stele M 5“ (von Bernhard Matthes).
3. Stadtmuseum: auf dem wie eine Bühne angehobenen Marktplatz ist die sorgfältig restaurierte Schaufassade des Stadtmuseum das Prunkstück des Platzes. Das Gebäude spiegelt das Spannungsfeld zwischen moderner Architektur und Denkmalpflege wider. Im Innern wirkt das Gebäude sehr modern, dennoch sind historische Grundrisse und Hauptstrukturen ablesbar geblieben.
4. Ev. Kirche, etwas unterhalb der katholischen Kirche, am Zugang zur Burg.
5. Burg Blankenstein: Hoch über dem Ruhrtal, in Sichtweite der Stadt Bochum, liegt die Ruine der Burg Blankenstein (13. Jh.), von der außer der Burgmauer und dem Torturm (30 m) nur noch Grundmauern erhalten sind. Der Torturm ist schon von weitem zu sehen. 1227 begann Graf Adolf I. von der Mark mit dem Bau der Burg auf dem „blanken Steyne“. Er sicherte damit den von seinem Vetter Friedrich von Isenberg übernommenen Besitz. Von dem tagsüber besteigbaren Torturm der Burg hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Ruhr, die Dorfkirche Stiepel, den Kemnader See. Teile der Burg wurden im 19. Jh. durch Gustav vom Stein wieder aufgebaut (heutiges Restaurantgebäude, Burgkapelle).
6. Unweit der Burg liegt der 1808 eingerichtete „Gethmannsche Garten“, von Geheim- und Kommerzienrat Carl Friedrich Gethmann als öff entlich zugänglicher Landschaft sgarten konzipiert.
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7. Hauptstraße 26/28: die stattlichen klassizistischen „Gethmannschen Häuser“ mit bemerkenswertem Terrassengarten. (Privatbesitz, nicht öffentlich zugänglich!)
Empfehlungen in der Umgebung
-Im Ruhrtal beginnt ein besonders pittoresker Abschnitt der Ruhr: Weit reichen Buhnen in den Fluss hinein, der in weiten Schleifen von Blankenstein um Hattingen herum unter der Isenburg fließt.
-Die Isenburg auf einer Höhe des linken Ruhrufers, geschützt durch steile Felswände, wurde Ende des 12. Jh. erbaut. Die für uneinnehmbar gehaltene Burg wurde 1225/26 zerstört.
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-Burg Hardenstein (Stadt Witten) mit gut restaurierten Resten ist im Hardensteiner Tal im dichten Wald zu entdecken mit den Ruinen des Hauptgebäudes, den zwei Rundtürmen und der Burgmauer. Burgstraße
-Burg Volmarstein (Stadt Wetter) liegt auf steilen Bergrücken südlich der Ruhr; sie wird zum Ziel großer Belagerungen vor und nach 1300. Dennoch ereilt auch sie der Verfall, nachdem das Geschlecht der Herren von Volmarstein ausgestorben war.
-Burg Wetter (Stadt Wetter) liegt gleich gegenüber, auf der anderen Seite der Ruhr, mit einer höchst interessanten Vergangenheit: Seit 1274 ist sie Eigentum der Grafen von der Mark, später Wohnsitz des Freiherr vom und zum Stein, dann in den Mauern eine Maschinenfabrik mit einem Hüttenwerk. Ein runder Turm, der Bergfried, Reste des Wohnhauses der Burg, des Palas, und der Mauern sind heute umgeben von einer Reihe gut erhaltener Fachwerkhäuser.
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-Eisenbahnmuseum Dahlhausen mit Museumszug von Dahlhausen über Hattingen nach Hagen-Vorhalle (Tel. 0234/492516 oder www.eisenbahnmuseum-bochum.de oder Hatt ingen Marketing)
-Kemnader Stausee mit Bootshallen, Hafen, Motorschiff Schwalbe und Kemnade, Freizeitbad Heveney (Bade-, Saunaund Freizeitanlage), Tel. 02302/2012-0 oder Freizeitbad Tel. 02302/56263
-Witten Muttental u. Zeche Nachtigall
-Stiepeler Dorfkirche – im Mittelalter eine Marienwallfahrtskirche – ist noch ein Zeuge alter Tage: Die Hallenkirche des 13. Jh. hat ältere Teile eines Vorgängerbauwerks aus dem 11. Jh. und weist Wand- und Deckenmalereien des 12.–16. Jh. sowie ein Sakramentshäuschen mit Kreuzigungsgruppe von 1460 auf. Bei der Kirche ist noch der Friedhof mit Grabmälern, z.T. um 1600, sehenswert.
-Westfälisches Freilichtmuseum Hagen – Landesmuseum für Handwerk und Technik, Mäckingerbach, 58091 Hagen- Selbecke, F 02331/7807-0, Fax 7807-120; Ö: April–Okt. Di–So 9–17.30 Uhr, www. freilichtmuseum-hagen.de
Regelmäßige Veranstaltungen
- Museumsfest (Mai) jährlich im Wechsel mit Weinfest (September)
- Pfingstkirmes (am Pfingst-Wochenende)
- Blankensteiner Weihnachtsmarkt (1. Adventswochenende)