Hattingen. . Angela Hoppmann organisiert einen Tierfriedhof und hat dabei stets ein offenes Ohr für die trauernden Tierbesitzer

Das Telefon klingelt. Angela Hoppmann greift zum Hörer. Es ist eine ältere Dame am anderen Ende der Leitung. Sie klingt verzweifelt, den Tränen nahe. Ihre Katze liegt im Sterben. Was sie nun zu tun habe, will die Dame wissen.

Angela Hoppmann weiß, was zu tun ist. Ständig bekommt die Südstädterin solche Anrufe. Denn sie ist für die Verwaltung eines Dortmunder Tierfriedhofs zuständig. „Eigentlich bin ich ja nur die Verwalterin. Also Verträge abschließen, Kündigungen bestätigen und so weiter“, erzählt die 59-Jährige. „Darüber hinaus bin ich für viele Tierbesitzer aber auch eine Art Seelsorgerin.“

Nicht selten dauern Telefonate mehr als eine halbe Stunde. Für Menschen, die keine Tiere haben, sei es oft nicht nachzuvollziehen, dass Tierbesitzer ihre toten Hunde, Katzen, Vögel, Kaninchen oder Meerschweinchen wie Menschen auf einem Friedhof beerdigten. „Wer zehn Jahre ein geliebtes Tier an seiner Seite hatte, will einfach einen Ort zum Trauern haben.“

Knapp 850 Gräber zählt das Areal in Dortmund. Große Gräber, mittlere Gräber, kleine Gräber. Jedes Tier findet auf dem Friedhof seine letzte Ruhe. Optisch unterscheidet sich die Anlage kaum von einem Friedhof für Menschen. „Manche Gräber sind sogar mehr geschmückt und besser gepflegt als Menschengräber“, sagt Angela Hoppmann.

Nicht nur für Pflege, Kreuze oder Steine geben die Menschen Geld aus. Für eine Katze oder einen kleineren Hund werden für zwei Jahre etwa 200 bis 250 Euro Grabmiete fällig. Feierlich bestattet werden die Tiere bei aller Tierliebe dann aber doch nicht. „Der Friedhofsgärtner gräbt das Loch. Dann haben die Besitzer noch einmal die Chance sich zu verabschieden.“ So liefen die Beerdigungen in der Regel ab. Selbst Hand an den Spaten anlegen muss die Hattingerin aber nicht.

„Etwa einmal in der Woche bin ich vor Ort, um nach dem Rechten zu schauen.“ Ansonsten arbeitet sie von zu Hause aus oder per Handy. „Das ist das Angenehme an dem Beruf. Man kann sehr flexibel sein.“

Flexibilität hat die Mutter zweier Kinder – die als Hausfrau 20 Jahre lang ihre an Demenz erkrankte Mutter pflegte – oft vermisst. Den Job als Tierfriedhofsverwalterin hat sie eher zufällig durch einen Bekannten bekommen. „Es ist toll, dass ich in meinem Alter noch einmal die Chance erhalten habe, etwas völlig Neues zu machen.“ Erst seit Februar ist sie für den Dortmunder Tierfriedhof tätig. Schnell hat sie gemerkt, dass ihr der Umgang mit den Menschen liegt. Ein wenig zu knacken habe sie lediglich beim Umgang mit dem Computer. „Für die Verwaltung komme ich da natürlich nicht herum.“ Mittlerweile gehen ihr E-Mails und das Schreiben von Briefen und Rechnungen aber locker von der Hand.

Dass der Beruf des Tierfriedhofsverwalters ungewöhnlich ist, weiß Angela Hoppmann. „Natürlich gab es am Anfang den einen oder anderen aus meinem Bekanntenkreis, der den Job komisch fand.“ Meist erklärt sie den Skeptikern dann genau, was sie macht und welche Bedeutung ein Friedhof für Tierbesitzer habe. Gerade Menschen, die keinen Zugang zu Tieren haben, hätten Probleme sich in Besitzer hineinzuversetzen. Sollte man also besser kein Tierfreund sein, um den Job zu machen? „Nein, denn auch ich bin ein tierlieber Mensch. Den Verlust der Menschen darf ich mir aber trotzdem nie zu sehr zu Herzen nehmen, muss immer klar im Kopf sein. Sonst bin ich keine große Hilfe.“