Hattingen. . Bei sonnigem Wetter und steigenden Spritpreisen holen viele Hattinger das Fahrrad aus der Garage. Der Trend geht in diesem Jahr zum E-Bike
1,70 Euro mussten die Autofahrer am Dienstagmorgen an einer Hattinger Tankstelle für einen Liter Super-Benzin auf den Tisch legen. Die steigenden Spritpreise machen den Autobesitzern schon seit Jahren zu schaffen. Während früher der Besitz eines Automobils als Luxus galt, ist es heute zusätzlich das Fahren, das angesichts der Preise als Luxus bezeichnet werden kann. Manch einer steigt daher immer häufiger von vier Rädern auf zwei Räder um.
Frühlingszeit, das ist immer auch Fahrradzeit. Und bei frühsommerlichen Temperaturen von 19 Grad fällt die Umstellung aufs Fahrrad durchaus etwas leichter. „Man merkt sofort, wenn der Frühling sich langsam meldet“, sagt auch Fahrradhändler Andreas Hecken. „Die Nachfrage nach Fahrrädern ist in den vergangenen zwei Wochen enorm gestiegen.“ Sobald das erste schöne Wochenende nach dem Winter ansteht, kämen sie jedes Jahr alle auf einmal in seinen Fahrradladen an der Heggerstraße. Dass das Rad heute aus Kostengründen häufig als Autoersatz herhalten muss, kann Hecken aber nicht bestätigen. „Die meisten unserer Kunden sind Freizeitradler. Wie hoch die Spritpreise noch steigen müssen, damit mehr mit dem Rad zur Arbeit fahren, kann ich nicht sagen.“
In Bewegung ist die Fahrradbranche trotzdem immer. Trend in diesem Jahr: „Eindeutig die E-Bikes. Die Nachfrage ist enorm. Knapp drei Viertel der verkauften Räder haben bei uns einen kleinen Elektro-Motor.“ Längst nicht mehr seien die Fahrräder, die durch einen kleinen Akku den Fahrer unterstützen, nur etwas für Senioren oder Menschen, die nicht so sportlich sind. „Immer mehr jüngere Menschen fragen nach den Rädern.“ Ein Schnäppchen macht man bei den E-Bikes aber nicht. 1800 bis 2000 Euro müsse man für die Räder, die mit einer Akkuladung bis zu 140 Kilometer schaffen sollen, hinlegen. „Finger weg von Billig-Angeboten für unter 1000 Euro“, rät Fachmann Hecken.
Weniger Umdrehungen
Das sonnige Wetter stimmt auch Sascha Wurm glücklich. Der Geschäftsführer von Fahrrad Wurm an der Kreisstraße: „Man merkt, die Saison geht los.“ Im Trend lägen Rennräder, Trekkingräder „und alles, was ein gutes Preis-Leistungsverhältnis hat.“ Etwas außergewöhnlicher, aber immer gefragter: 29-Zoll-Räder. Zwar hätten die Reifen nur einen Zoll mehr als viele gängige Fahrräder, die Effekte seien indes enorm. „Vier Pedalumdrehungen auf 100 Meter weniger. Zudem haben die Reifen mehr Dämpfung.“ Noch vor ein paar Jahren sei der Hersteller der ersten 29-Zoll-Fahrräder belächelt worden. „Heute machen diese Trekking-Bikes etwa 35 bis 40 Prozent unserer Verkaufszahlen aus“, sagt Wurm.
Mehr Geschäftsleute
Und dann seien da natürlich auch noch die E-Bikes. Ein Drittel des Fahrradmarktes machten die Elektro-Fahrräder bereits aus. „Und es wird noch mehr.“ Zu den Senioren, die sich so ein Rad zulegten, würden sich nun immer mehr Geschäftsleute gesellen. So kämen immer mehr Kunden in sein Geschäft, die planten, wegen der Spritpreise ihr Auto komplett abzuschaffen und durch ein E-Bike zu ersetzen. „Viele konnten früher nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, weil sie sonst völlig verschwitzt dort angekommen wären.“ Mit dem E-Bike gehöre das nun der Vergangenheit an, so Wurm.