Sprockhövel. . Das deutsche Gesundheitssystem bereitet Sorgen. Ständig steigend die Kosten für die Patienten, auf der anderen Seite klagen Ärzte über immer schwierigere Arbeitsbedingungen. Prof. Dr. Ingo Flenker (65), bis 2005 Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe und 2. Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz des Marburger Bundes, fordert eine Umwandlung des Finanzierungssystems zum Wohle aller.

Das deutsche Gesundheitssystem bereitet Sorgen. Ständig steigend die Kosten für die Patienten, auf der anderen Seite klagen Ärzte über immer schwierigere Arbeitsbedingungen. Prof. Dr. Ingo Flenker (65), bis 2005 Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe und 2. Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz des Marburger Bundes, fordert eine Umwandlung des Finanzierungssystems zum Wohle aller.

„Wir haben zurzeit ein System, dass sich immer weiter vom solidarischen Finanzierungssystem entfernt“, sagt der Internist und Gastroentereologe aus Sprockhövel. Über Praxisgebühr und Zuzahlungen würden Patienten stärker zur Kasse gebeten als die Arbeitgeber. Das Hauptproblem sei, dass ausschließlich Lohneinkünfte bei der Bemessung des Patientenbeitrages eine Rolle spielten. Und da die Lohnquote falle, ergäben sich Probleme bei der Finanzierung. Zudem führte der demografische Wandel zu einem immer größeren Versorgungsbedarf, und der ziehe zwangsläufig höhere Kosten nach sich, so Flenker. „Dagegen spricht auch nicht der Milliardenüberschuss der Gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr – das ist nur temporär.“ Die Einnahmen der Kassen wüchsen nur um 1,7, oder 1,8 Prozent, der Ausgabenbedarf aber um 3 Prozent pro Jahr, rechnet Flenker vor. Steigende Ausgaben seien auch in Zukunft nicht zu vermeiden, zumal auch der medizinische Fortschritt hierzu noch beitrage.

Ein weiteres Problem sei der medizinische Nachwuchs. „Es gibt schon 12 000 offene Ärztestellen an Krankenhäusern, 2020 werden es 30 000 sein“, so Flenker. Und dabei sei nicht einberechnet, dass anteilig immer mehr Frauen in den Beruf wollen, die häufig aber wegen eines Kinderwunsches nicht voll zur Verfügung stünden. „Man darf nicht nur die Köpfe zählen.“

Handelt es sich beim Fachkräftemangel um ein handfestes Problem, ist der Wettbewerbsgedanke in der Medizin eher ein ideologisches. „Kostendruck schafft keine gute Medizin“, betont der Arzt. Unsolidarisch, mit weiter steigenden Kosten, Fachkräftemangel und Gewinnstreben belastet – so sieht Flenker aktuell das Gesundheitssystem. „Das System sei nicht zukunftsfähig. Für den steigenden Finanzbedarf fordert Ingo Flenker: „Man müsste auch Einkünfte wie etwa aus Kapitalerträgen und Wohneigentum mit einbeziehen.“ Über diese Einnahmen könne man für ein langsameres Wachstum der Beiträge sorgen., Arbeitsbedingungen für Ärzte verbessern und mehr Studienplätze bereitstellen. Ein weiterer Vorschlag betrifft den

Wettbewerbsgedanken. Sollte der entfernt werden, könne auch der Patient wieder in den Mittelpunkt rücken.