„Reinen Tisch“ will der 30-jährige Hattinger am Donnerstag vor dem Essener Landgericht machen. Aber so ganz passen seine Angaben zum Drogenhandel, der ihm vorgeworfen wird, nicht zusammen. Offenbar versucht er, seine Verkaufsfähigkeiten zu bagatellisieren.

Zwei weitere Termine hat die VII. Strafkammer jetzt anberaumt, um das Ausmaß seines Handels aufzuklären. Der Polizei, die am 9. März vergangenen Jahres die Wohnung des Angeklagten in der Innenstadt durchsuchte, erschien er als typischer Kleindealer. Im Mittelpunkt des Geschehens stand für sie ein Tisch in der Küche, auf dem sie eine Feinwaage und Spuren von Haschisch und Marihuana fand. Oben auf dem Küchenschrank lag ein Schreckschussrevolver, an anderen Stellen der vermüllt wirkenden Wohnung entdeckten die Beamten noch 1000 Euro Bargeld in einer für Drogenhandel typischen Stückelung sowie rund 300 Gramm Haschisch und Marihuana.

Willkommen waren die Polizisten nicht. Der Angeklagte selbst hielt sich damals nicht in der Wohnung auf. Nur seine Lebensgefährtin samt Kind, die aber die Türe auf das Klopfen der Polizei nicht öffnete. Die Wartezeit nutzte die Lebensgefährtin offenbar, Rauschgift im Streu eines ebenfalls verwahrlost wirkenden Katzenklos zu entsorgen. Eine Polizistin erinnert sich im Gericht: „Eine Kollegin hat den Stoff nachher herausgesiebt. Da habe ich heute noch alle Hochachtung vor.“

Als der 30-jährige in der Wohnung erschien, zeigte er sich kooperativ, aber auch äußerst nervös. „Ist ja menschlich verständlich“, gestand die Beamtin ihm zu.

Er mauerte damals nicht und gestand, seit September 2010 mindestens sechsmal von einem anderen Dealer jeweils 300 Gramm Cannabis gekauft und gewinnbringend an Süchtige weiterverkauft zu haben. Im Prozess wiederholt er das Geständnis, gibt auch die Verkäufe zu. Drei- bis viermal am Tag hätten die Käufer angerufen und Stoff geordert. Manchmal sogar Interessenten, deren Namen er nicht einmal kannte. Woher die seine Nummer hatten? „Hattingen ist klein“, sagt er.

Rund 60 Prozent des Stoffs will er selbst geraucht haben. Eine Menge, die Richter Volker Schepers ihm nicht abnimmt. Deshalb will das Gericht neue Zeugen hören.