Sprockhövel. . Der Bub hat doch nur ein bisschen Hüftgold! Doch: „Aus übergewichtigen Kindern werden übergewichtige Erwachsene“, warnt Dr. Hans-Joachim Boschek, Leiter des Fachbereich Soziales und Gesundheit des EN-Kreises. Die Schuleingangsuntersuchung, die immer wieder überarbeitet und auf den neusten Stand gebracht wird, zeigt einen Trend hin zum Übergewicht. Eine Entwicklung, die dem Arzt Sorgen bereitet.
Der Bub hat doch nur ein bisschen Hüftgold! Doch: „Aus übergewichtigen Kindern werden übergewichtige Erwachsene“, warnt Dr. Hans-Joachim Boschek, Leiter des Fachbereich Soziales und Gesundheit des EN-Kreises. Die Schuleingangsuntersuchung, die immer wieder überarbeitet und auf den neusten Stand gebracht wird, zeigt einen Trend hin zum Übergewicht. Eine Entwicklung, die dem Arzt Sorgen bereitet.
Im Schnitt habe jedes siebte Kind Gewichtsprobleme. „Bei jedem 20. Kind kann von Übergewicht gesprochen werden.“ Für diese Entwicklung gebe es verschiedene Gründe, erklärte Boschek, etwa fehlende Familienstrukturen. „Für das gemeinsame Mittag- oder Abendessen fehlt die Zeit“, sagt er. Stattdessen essen die Kinder zu viel vom Falschen. Gerade gesüßter Sprudel sei eine Kalorienbombe, ein unterschätzter Dickmacher.
„Da stellt sich kein Sättigungsgefühl ein.“ Dass Kinder sich nicht mehr ausreichend bewegen, trage seinen Teil zur Entwicklung bei. Fernseher oder der Spielekonsole lockten – „und machen passiv.“ Draußen spielen sei nicht mehr angesagt. Übergewicht, so der Arzt, habe gesundheitliche Folgen. Hüfte, Knie und Herz werden in Mitleidenschaft gezogen. Später folgten dann Ausfälle im Berufsleben.
„Selbst wenn sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Sport in Form halten, kommen spätestens ab dem 40. Lebensjahr die Pfunde zurück.“ Auch Diabeteserkrankungen nehmen zu, sogar bei den Kindern. Eine weitere Gefahr: Eltern geben ihren Lebenswandel an ihre Kinder weiter. „Das klingt zwar immer wie ein Klischee, nur leider ist es keins“, sagt Boschek. Bei den Kindern finanziell benachteiligter Familien werde auch öfter festgestellt, dass die motorischen Fähigkeiten nicht ausreichend ausgeprägt sind.
Rückwärts laufen und das Halten der Balance falle ihnen schwer. „Das lässt Rückschlüsse auf die Feinmotorik zu. Eine gute Feinmotorik ist Grundvoraussetzung, um Schreiben zu lernen.“ Ohne ausgeprägte Feinmotorik falle dies Kindern schwerer.
Schlagwort ADHS-Syndrom: Durchschnittlich jedes sechste Kind sei auffällig in seinem Verhalten. „In den letzten 15 oder 20 Jahren ist das ein Anstieg von einem Drittel“, gibt Boschek als Schätzung ab, da „man früher dem nicht so nachgegangen ist.“ Konkrete Zahlen für einen Vergleich gebe es also nicht.
„Immer öfter stellen wir auch Sprachprobleme fest – und das beschränkt sich nicht nur auf Kinder mit Migrationshintergrund.“ Der Stand der Impfungen sei dagegen gut, Herdecke liegt als einzige Stadt hinter der geforderten Quote.
„Die sollte bei 95 Prozent liegen, liegt dort aber bei 70“, berichtet der Arzt. Was Boschek oft nicht versteht: „Die Vorsorgeuntersuchungen bei den Kindern werden oft nicht genutzt.“ Dabei sei das sehr wichtig. „Sie sind dazu da, Defizite bei der Entwicklung der Kinder aufzuzeigen und zu beheben, nicht um den Eltern Vorwürfe zu machen!“
Angst vor solchen Untersuchungen sei völlig unbegründet. Zur Lösung der angesprochenen Probleme gebe es in NRW viele Programme, die Hans Joachim Boschek ausdrücklich lobt.
„Gerade im Bereich der Kindergärten und der U3-Betreuung wird viel getan, denn beim Eintritt in die Schule ist es fast schon zu spät, solche Sachen schnell und leicht in den Griff zu bekommen.“ In schlimmen Fällen helfe dann nur noch therapeutische Arbeit.